Folge 1: Mit Susanne Wosnitzka
Ein weiter Bogen: vom Klemmbaustein zur Komponistinnenforschung.
11.12.2024 60 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wir sind Kathrin und Sarah und unterhalten uns mit Menschen, die ihr aus völlig anderen Zusammenhängen kennt über außergewöhnliche Dinge, die ihr bisher nicht wusstet.
Diesmal unterhalten wir uns mit Susanne Wosnitzka über die Themen LEGO und Musikgeschichte
Zu Susanne Wosnitzka:
Susanne ist vieles. Gelernte Tischlerin, Historikerin und freischaffende Musikwissenschafterin.
Webseite: https://susanne-wosnitzka.de/
Twitter: @donauschwalbe
Bluesky: @donauschwalbe.bsky.social
Susanne ist vieles. Gelernte Tischlerin, Historikerin und freischaffende Musikwissenschafterin.
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Transkript
Quati: Kathrin - die meisten kennen mich unter meinem Spitznamen Quati -
Sarah: Hallo, wir sind
Sarah: und Sarah mit Österreich, What the Fuck.
Sarah: Wir stellen unseren Gästen die Fragen, die ihnen sonst keiner stellt und erfahren so viele Dinge, von denen ihr keine Ahnung hattet, dass ihr sie über unsere Gäste wissen wollt.
So, heute ist bei uns Susanne Woznitzka zu Gast.
Susanne ist freischaffende Musikwissenschaftlerin und Expertin für Frauengeschichte.
Wir steigen jetzt mal ein mit einer Frage nach der nicht offensichtlichen Expertise, deinen geheimen Leidenschaften und Hobbys.
Erzähl mir, du bist eigentlich für etwas ganz anderes bekannt, aber du spielst gerne mit Lego, habe ich gehört.
Susanne: Jo, genau, was heißtt spielen. Mittlerweile habe ich ja leider so die Muße nicht mehr zu spielen, aber Lego war schon immer mein Ding,
weil mit Playmobil, da kannst du das Zeug halt irgendwie dran klipsen und aufbauen und dann kannst du da Geschichte danach erzählen.
Aber dieses Bauen war dann weg und mit Lego da kannst du umbauen und abbauen und verschieden bauen.
Und letztendlich ist doch das, was das Interessantere ist, nämlich die eigene Geschichte mit irgendeinem Material wachsen zu lassen.
Und deshalb bin ich von klein an immer in Legos drin gewesen.
Meine Eltern haben auch zu Weihnachten, die haben mich als Kind gesehen und haben, okay, jetzt kriegt das Kind der Ritterburg.
War ja damals schon arscheteuer.
Und da hat es eigentlich so angefangen.
Und über die Jahre immer mal wieder zu Weihnachten hole ich die dann raus und dann mal wieder anguckt und dann wieder abbaut.
Da ist so ein bisschen Zeit.
Und weil ich keinen grünen Daumen habe hier in meiner Wohnung oder oft weg bin und mir alles eingeht.
Und ja, dann stand halt hier irgendwann mal vom Sonderangebot der Lego Bonsai.
Und seitdem kamen hier, jetzt habe ich hier noch eine, wie nennt sich das, diese, eine Orchidee, zweierlei Varianten.
Und so kam das ganze Zeug halt immer mal wieder mal eins da dazu.
Viel Platz habe ich nicht, aber so ist es doch ein bisschen grüner und eckiger geworden.
Quati: Darf ich gleich fragen, die Ritterburg, aber das war nicht zufällig, so eine Ritterburg mit so einem Leuchtgeist und einer Falltür.
Susanne: Nein, den hatte ich leider nicht.
Den hat ein Kumpel gekriegt und ich war so furchtbar neidisch.
Immerhin hatte eine von diesen Burgen mal einen Verlies zum Zusperren.
Da saß dann irgendjemand immer drin.
Quati: Aber ich habe auch eine Ritterburg gekriegt von meinen Eltern einmal zu Weihnachten.
Und das war eben so ein Geist, der hat im Dunkeln geleuchtet.
Susanne: Ah, das war das Nonplusultra, wirklich.
Nee, ist schon ein tolles Ding.
Quati: Aber bist du dann auch so eher Impro-Lego-Bauerin oder baust du lieber nach Plan?
Susanne: Das habe ich früher viel gemacht, weil da irgendwie die Fantasie, man hat als Kind einfach eine andere Fantasie.
Und mittlerweile ist es so.
Es gibt ja noch diese, sagen wir mal, diese günstigere Firma, die auch Lego-ähnliche Steine herstellt.
Und da gibt es weniger Läden.
Und da war ich dann mal in einem drin und habe auf irgendeiner Website ja mal gesehen, was man alles machen kann.
Und habe seitdem dann einfach so eine Handvoll Steine mitgenommen.
Und jetzt habe ich unter so einer kleinen Glaskuppel mir ein kleines Luftschloss gebaut,
unten auf Meeresgrund, auf künstlichen Felsen, wo dann oben so eine winzig kleine Stadt mit roten Dächern hängt.
Und es ist nicht eins zu eins wie der im Netz geworden, aber ihr habt mir dann einfach da was.
Also sowas dann halt, genau.
Das ist echt süß, das ist ungefähr so groß.
Ja, ganz wunderbar.
Ich kann es euch bloß nicht zeigen, weil es da oben drauf steht.
Sarah: Das klingt großartig.
Quati: Das ist fantastisch.
Ich bin völlig hin und weg.
Sarah: Ja, es klingt wunderbar.
Susanne: Was auch toll ist, ich habe mal, wo ich einen richtig guten Auftrag mal bekommen habe,
da habe ich mir dann das Lego-Kolosseum zugelegt.
Weil das musste ich einfach haben aus Gründen.
Und da gab es einen, der aus den allen Steinen einen neuen Plan gemacht hat.
Da gibt es noch solche Freaks, die sowas planen.
Und der hat dann aus diesem Ganzen eine Burg gemacht.
Und ich habe den Plan dann einfach runtergeladen, den es da umsonst gab.
Und irgendwann, wenn ich mal dazukomme, baue ich das Kolosseum ab.
Und so eine Fantasieburg mit diesen Steinen danach.
Also es ist einfach toll, was man da so machen kann.
Und wie viele begeisterte Leute das überall auf der Welt gibt, die dann absolut Tolles Neues machen,
wo man Anregungen kriegt.
Quati: Das ist so cool.
Aber ich kenne das auch, wenn die Muße fehlt.
Weil eigentlich, ich finde, es ist da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Weil auf der einen Seite finde ich das total beruhigend, dieses Lego-Bauen.
Und das ist so.
Da ist man irgendwie so im Flow dann.
Und so im Fokus drin.
Aber so weit zu kommen, sich hinzusetzen und dann irgendwie anzufangen zu bauen,
obwohl man weiß, es tut gut und es entspannt.
Und trotzdem ist irgendwie, also ich weiß nicht, wie geht es dir da?
Aber ich merk, ich habe oft auch die Ruhe nicht.
Susanne: Ja, doch, definitiv.
Und auch, wenn man sich manchmal so ein bisschen verliert im Alltag,
irgendwie dann vom Chaos in eine Ordnung was bringen,
das allein ist schon toll.
Und wie du sagst, davon Zeit zu haben, das ist ja der eigentliche Luxus.
Und sich dann hinzusetzen und wirklich abschnallen und mal keine Musik nebenbei hören,
nicht die Glotze laufen lassen oder sonst irgendwas,
sondern bloß, ja, das ist das Wertvolle.
Andere legen Puzzle.
Ja, und hier ist das Lego.
Sarah: Also mir gefällt Lego-Bauen als Selfcare wahnsinnig gut, muss ich sagen.
Ich finde, das ist ein sehr cooles Konzept.
Dieses ins Chaos Ordnung bringen, das hat schon was.
Aber du sagst, du hast dir das Kolosseum zugelegt.
Warum?
Gibt es mehr historische Lego-Bausätze, die dich interessiert haben?
Oder warum genau das Kolosseum?
Susanne: Generell Architektur, mit der sich was verbinden lässt.
Also ich kaufe mir jetzt nicht irgendwelches,
ich würde mir jetzt nie eine Hundefigur oder irgendwas kaufen,
weil ich habe mit Hunden einfach jetzt, das sind nicht meine Tiere.
Aber das Kolosseum, ich habe hier, wenn ich vom Schreibtisch weg gucke,
dann habe ich hier so Bücher, keine Bücherwand, die habe ich nicht mehr,
so eine Bilderwand mit Flohmarktbildern viel.
Und eines von meinen ersten Bildern, das ich mit 17, 18 oder so gekauft habe,
ist das schönes Aquarell mit dem Kolosseum eben drauf.
Und mein Traum war eben immer Rom sehen und das Kolosseum sehen.
Die ganze Zeit, als ich klassische Archäologie dann an der Uni als Nebenfach hatte,
ich habe bis dahin noch nie einen römischen Tempel in echt gesehen.
Gab es ja hier nicht.
Und wie hinkommen.
Und dann ergab sich vor ein paar Jahren tatsächlich die Gelegenheit,
hatte auch mit Katzen zu tun,
dass ich die Chance hatte, für drei Wochen in Rom auf Katzen aufzupassen,
auf drei Katzen in einer Privatwohnung,
für umsonst.
Genau, ich musste da bloß die Reinigung von der Bude zahlen
und dann bin ich da hingefahren.
Und kurz davor hat sich aber noch was ergeben.
Und das ist eigentlich so das Offizielle im Vordergrund.
Und dann sind wir wieder bei den Komponistinnen
und bei der Frauenmusikgeschichte und so.
Dass zwei Filmemacherinnen, Tim van Beveren und Kyra Steckeweh,
die kannten mich von dem Vortrag vorher.
Und da reifte in der Kyra die Idee eines Filmes
über vergessene Komponistinnen.
Und die hatten mich dann gelöchert.
Und Sue, wie kannst du da vielleicht beitragen und so.
Und ich habe sie dann gefragt, um welche Komponistinnen es geht.
Das waren Mel Bonis, Emilie Meyer, Lili Boulanger und Fanny Hensel,
geborene Mendelssohn-Bartholdy, um die vier.
Bekannte und Unbekannte.
Und dann haben wir dann geguckt, was die da alles so anbringen wollen.
Und ich habe dann gesagt, wie, ihr fahrt da nicht nach Rom.
Rom war aber hochbedeutend für Lili Boulanger,
weil die hat ein Stipendium gekriegt als erste Frau im Fach Musik.
Und Fanny Hensel, weil die da ihr, wie soll ich sagen,
ihre Persönlichkeitsentwicklung, hat da so einen enormen Schub getan,
wo sie zum ersten Mal persönlich frei sein konnte.
Deshalb hat für diese beiden Rom so eine hohe Bedeutung.
Und ich habe gesagt, komm, ich bin dann und dann in Rom,
habt ihr daauch Zeit, drehen wir doch da gemeinsam.
Das hat dann tatsächlich wundersamerweise geklappt.
Ich war in den drei Wochen in Rom, die konnten da runterfahren mit ihrem ganzen Equip.
Dann haben wir noch die Villa Massimo zur Verfügung gestellt
gekriegt für ein Interview.
Da hockt so eine deutsche Studienstiftung drin.
Und dann haben wir da dreht und ohne, dass wäre dieser Film nicht rund geworden.
Und jetzt kann man mit diesen Films und hätten die im verregneten Berlin dreht.
Dann war noch graues Frankreich dabei.
Und Rom, da geht einem halt das Herz auf.
Rom, Sehnsuchtsort noch und nöcher, Kunst, Musik, Leben, Essen.
Ja, und seitdem, diesen drei Wochen in Rom, will ich da einfach nochmal hinbekommen.
Seitdem auch nicht mehr hinkommen.
Wann hat man schon mal Zeit, drei Wochen in so einer Stadt zu sein?
Und nicht bloß vier Tage, wo man dann Kolosseum und keine Ahnung was abrennt
und völlig gestresst wieder heimkommt,
sondern so richtig die Wärme und das Leben da.
Und diese gleichbleibende drei Wochen lang gleichbleibendes Klima zu haben,
wo man nicht überlegen muss, kann ich heute im T-Shirt raus
oder muss ich einen Schirm mitnehmen oder einen Pulli drüber?
Nicht wie hier bei deutschen Sommern oder so.
Wiener Sommer sind immer was anderes.
Ja, das Tropische haben wir dieses Jahr gesehen.
Ja, und somit ist dieses Rom,
habe ich diese Verbindung zu diesen historischen Frauen und zur Jetztzeit,
weil es einfach fantastisch war, sich da aufzuhalten
und da sowas Tolles, kulturell Bedeutendes auf Leinwand zu bringen.
Sarah: Und als Bonus Katzen.
Susanne: Als Bonus waren drei Katzen in der Wohnung, genau.
Die waren echt süß.
Ja, wann hat man sowas schon.
Sarah: Und dann hast du dir das Kolosseum zugelegt.
Susanne: Genau, das war dann die ultimative Erinnerung dran.
Ja.
Sarah: Also statt Ansichtskarte ein Kolosseum mit nach Hause nehmen.
Susanne: Genau.
Susanne: Sozusagen.
Quati: Ah, wie cool.
Ich war ganz gebannt gerade.
Also ich sehe schon, dir kann man sehr, sehr lange sehr gut zuhören.
Susanne: Ja, es findet sich immer wieder was.
Manchmal brauche ich bloß das Stichwort und dann kann ich loslegen.
Das ist manchmal echt ein bisschen too much vielleicht für welche.
Aber ja.
Quati: Und das ist großartig.
Das ist super schön.
Sarah: Es ist vor allem so interessant, was du erzählst.
Das ist ja nicht irgendwas, sondern das ist ja spannend.
Quati: Nein, vor allem, ich glaube, wir sind der erste und einzige Podcast, der tatsächlich, wo es tatsächlich jemand geschafft hat, die Kurve vom Lego zu Komponistin zu ziehen.
Susanne: Ja, okay.
Quati: Und das ist noch dazu so elegant.
Sarah: Unglaublich elegant, ja.
Es gibt ja noch mehr Kolosseums oder Kolosseen.
In Verona zum Beispiel, da ist noch nie eine Oper von einer Frau gespielt worden.
Da hat man schon den nächsten Aufhänger.
Sarah: Ja, aber ganz ehrlich, ich glaube, du findest überall einen Aufhänger für die Komponistinnen, oder?
Susanne: Ja.
Und die kann auch nirgends wo in Urlaub gehen, ohne dass ich irgendwas wieder sehe an Frauengeschichte oder wo ich was wissen will.
Das geht nicht.
Also da, es findet sich immer Kultur, immer irgendwas Interessantes oder wo ich was Neues finden kann.
Ja, was mich wieder bereichert, das ist so urlaubmäßig irgendwie.
Ich könnte jetzt nicht zwei Wochen lang in irgendeine Anlage da rein liegen.
Und dann kann ich zwar sagen, okay, ich war in Marokko, aber ich habe vom Land nichts gesehen.
Also was bringt mir das?
Dann kann ich genauso daheim am Baggersee bleiben.
Irgendwie mehr oder weniger.
So überspitzt erzählt.
Ja, geht nicht.
Quati: Das ist eh gleich ein...
Also wenn ich die erste Frage sozusagen auch zu deinem Fach stellen darf.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Was macht eine Musikwissenschaftlerin, wenn sie gerade nicht Kolosseen oder Lego baut?
Also was ist so deine Arbeit?
Wie kann man sich das vorstellen?
Magst du uns da ein bisschen alles erzählen dazu?
Susanne: Die ist recht vielseitig.
Also wenn man immer so...
Ich werde meistens immer gefragt, was...
Ah, du bist Musikwissenschaftlerin.
Welches Instrument spielst du denn?
Also da dachte ich, Leute, das mit Musikstudium verwechseln.
Und klar, woher sollen sie es wissen?
Ich habe es damals auch nicht gewusst, wie ich da dazukommen bin.
Das können wir auch noch erzählen.
Das ist auch noch abenteuerlich.
Aber es hat schon mit Musik zu tun.
Aber man guckt eher an, wie funktioniert die Musik?
Wo kommt die Musik her?
Wie hat sich die im Lauf der Jahrhunderte gewandelt?
Wie wir sie jetzt halt hören.
Wie hat sie unser Geschmack entwickelt?
Welche Geschichten gibt es da dazu?
Wer war dafür verantwortlich, dass wir das heute so hören?
Und wer war dafür verantwortlich, dass - in den letzten 200 Jahren - sich die Musikgeschichte hat so verfälscht, wie wir sie heute halt eben auch kennen?
Ohne Komponistinnen oder nicht mit viel.
Oder dass die erst seit 50 Jahren mehr oder weniger im Auftrieb sind.
Warum nicht schon vor 200 Jahren oder so?
Und das halt eben in Kombination, nicht nur mit Musikwissenschaft.
Also ich kenne relativ viele Leute, die suchen sich ihr Spezialthema aus und bleiben dann da drin.
Ist natürlich auch total toll, wenn du dich so richtig fitzli-putzli-mäßig mit den kleinsten Kleinigkeiten auskennst.
Das ist toll.
Das bringt dann aber wenig, wenn du das Drumherum nicht kennst.
Also zum Beispiel, ich weiß es nicht, Leute, die sich mit Politikwissenschaft befassen.
Klar, Politik ist so ein Ding und da musst du auch gucken, wie funktioniert das hintenrum, damit du was analysieren kannst und so.
Und in der Musikwissenschaft muss ich aber auch wissen, was war in der Politik los?
Was war in der Kunst los?
Was war in der Architektur los?
Was war in der Malerei los?
Was war in hygienischen Verhältnissen los?
Das klingt jetzt weit hochgeholt, aber bei Epidemien konnten die Leute nicht reisen oder weniger reisen.
Und was ist da denn brach gelegen?
Wie war das dann?
Das muss ich als Musikwissenschaftlerin auch alles wissen, damit ich es in Bezug bringen kann und über den Tellerrand ausgucken kann.
Und da wird dann erst richtig interessant und spannend, wo so die Geschichten rumkommen.
Ich selber sehe mich mittlerweile nicht mehr so wirklich als Musikwissenschaftlerin, sondern als auf Musik spezialisierte Kulturwissenschaftlerin durch diesen breiteren Kosmos, der sich da eben reingestülpt hat oder den ich mir angeeignet habe oder der mich gefunden hat, den ich gefunden habe, so mehr oder weniger im Laufe der Jahre.
Und dann kommt eben noch dieses Graben danach.
Bei euch heißt es nicht Wissenschaftlerinnen, sondern Wissenschafter.
Und das finde ich auch nochmal spannend, das Wissen, Schaftler, immer wenn es eine F#s chaftelhuberei irgendwo, das Wort kennen wir ja auch, das hat immer so was, ein bisschen so ein Touch, ein bisschen Verächtlichmachung auch drin.
Irgendwie.
Und Wissenschaftler, Feministinnen, da geht eine Feministlerinnen, passt nicht, aber ein blöder Vergleich.
Aber irgendwie, da finde ich, ist ein kleiner Unterschied irgendwie doch dabei.
Ja, und ich bin eigentlich mittlerweile auch die Sachenausgräberin, Neuentdeckerin, Verknüpferin von so Zeug.
Und ich sehe mich mittlerweile mehr als auch in gewisser Weise Forensikerin.
Es gibt da Spuren, die sind vergessen worden.
Die sind aber nicht weg, sondern die sind da, man sieht sie halt bloß nicht mit der heutigen Zeit.
Und ich bin dann so die, die das UV-Licht drauf hält.
Da muss man aber auch wissen, gibt es da Spuren?
Und da halte ich dann mit meinem UV-Licht, das ist mein Wissen, da drauf und sehe diese Spuren und kann die dann wieder verarbeiten oder wieder sichtbar bringen.
An die Öffentlichkeit bringen.
Sarah: Sag, magst du uns ein bisschen erzählen, wie deine Forschungsarbeit ausschaut?
Wie machst du das konkret?
Was schaust du dir an?
Wo findest du es?
Susanne: Konkret kann ich so sagen, hauptsächlich derzeit an historischen Tageszeitungen, die ich vorher gar nicht so auf dem Schirm hatte.
Aber ich werde mal von einem Forscher gefragt, der sich mit Regensburger Tageszeitungen befasst hat.
Der hat, da gab es eine große Tageszeitung, das Regensburger Diarium, so hieß das so nicht.
Der hat guckt, aus der ganzen langen Liste dieser Zeitungen, hat er guckt, wie sah es da eigentlich mit Musikberichterstattung aus.
Und hat dann alle Musiknachrichten in einem bestimmten Zeitraum rauszogen, abtipselt in ein Dokument rein und hat da dann allerhand Namen für Regensburg gefunden, von denen man noch nie gehört hat, dass die auch da waren oder sowas.
Und der wollte dann zu einer bestimmten Persönlichkeit wissen, die zum sogenannten Augsburger Tor in Regensburg hinausgefahren ist und wissen wollte, ob die Person auch wirklich in Augsburg auch ankam.
Weil die Straßen, so wie Ulmer Straße, Wiener Straße, wie auch immer, das waren ja Wegbeschreibungen.
Man hat gewusst, man ist auf dem richtigen Weg.
Oder der alte Postweg oder so Zeug, das gibt es ja so Begrifflichkeiten immer noch.
Landstraßer Landstraße und solche lustigen Begriffe, die es da noch gibt.
Und der hat mir den Auftrag gegeben, guck doch mal da nach.
Und dann war ich am Zuge und bin in den Stadtarchiv gelatscht und habe gesagt, haben Sie da alte Zeitungen da?
Und ja, haben wir da.
Und die kann man sich so vorstellen, die sind vielleicht so hoch und ein Jahrgang ist so dick und ein Tag hat vier Seiten.
Also mehr gibt es da noch nicht.
Und dann hockst du halt da und okay, hast du einen genauen Zeitrahmen, wo das da gewesen ist.
Und dann guckst du halt die Tage und dann blätterst und blätterst.
Und du musst das ja lesen, um da die Begriffe zu finden.
Und sie sagt, oh, die war auch da, habe ich noch gar nicht gewusst.
Boah, was ist das für eine krasse Mordgeschichte hier.
Und weil ich dann schnell im Abtipseln war, habe ich alles andere, was mich auch interessiert, auch noch abtipselt.
Und das habe ich dann ihr gezeigt und habe gesagt, boah, komm, lass uns da auch was draus machen.
Und seitdem bin ich da in diesen Zeitungen kleben blieben.
Und ja, und habe die an einem Beispiel festgestellt.
Ich habe die Person dann auch wirklich gefunden, die da weg von Regensburg nach Wien gereist ist.
Das war der Herr van Beethoven.
Ich bin da nicht die Alleinentdeckerin, weil es war jemand anderes von, ich habe damals noch nicht gewusst, dass Beethoven, das ist 20 Jahre her, nicht ganz 15, ja sowas eher.
Ich habe zu dem Zeitpunkt noch selber noch nicht gewusst, dass Beethoven in Augsburg war und dieser Herr in Regensburg auch nicht.
Es gab aber jemand anderen, dann Herrn Ulrich, der hat das schon in den 60er Jahren rausgefunden.
Insofern waren wir damals beide auf dem Holzweg.
Aber egal, wir haben die originale Nachricht in den Zeitungen wieder gefunden.
Das ist auch ganz schön.
Also ist das jetzt quasi so eine Bestätigung.
Wir haben es richtig gemacht.
Ja, und dann hockt man dann da und dann siehst du es.
Und ich bin dann weiter vorgegangen.
Mich hat dann interessiert, wo die Leute übernachtet haben.
Hotelgeschichten und so Zeug.
Ist ja auch mal wahnsinnig spannend.
Und mir ist dann ein Gebäude da herausgestochen, die "Goldene Traube".
Okay, war Gaststätte, hat irgendwas vielleicht mit Weinkonsum zu tun, wie viele.
Und habe dann festgestellt, dass wahnsinnig viele Leute in der abgestiegen sind, die was mit Musik zu tun hatten.
Weil da gab es in dieser Zeitung, die ich untersucht habe, das war der Augsburgische Intelligenzzettel.
Das klingt jetzt auch nochmal lustig mit diesem Intelligenznamen, aber wir haben sowas wie Central Intelligence Agency, CIA.
Da ist dieses Wort auch wieder drin.
Also die schaffen Wissen.
Sarah: Ich finde den Namen großartig.
Ich finde diesen Namen wirklich großartig.
Susanne: Ja.
Und diese Zeitung, die hatte so eine kleine Sparte, die heißt Ankommende, Reisende und Herrschaften.
Und da stand dann drin, wer zu welchem Zeitpunkt ankam, wo jemand herkam, welchen Beruf die Person hatte und im besten Fall, wo sie hinging.
Und habe das Ganze dann in eine Tabelle rein und habe dann festgestellt, okay, die goldene Traube war die am meisten heimgesuchte Gaststätte von den Leuten.
Hauptsache von Leuten, die nach Italien gingen oder von Italien kamen und von Italienern.
Warum waren die zum Beispiel im Weißen Lamm nicht oder warum waren die im heutigen Maximilians nicht?
Hm, wie kam das zusammen?
Und habe dann alle farbig markiert und da ist mir eben rausgestochen, dass für die Musik diese goldene Traube eine große Rolle spielte.
Und seitdem kennt man die auch wieder so.
Also man hat den Namen schon in der Stadtgeschichte gehört, aber konnte nie so richtig die Bedeutung nicht zuordnen.
Und plötzlich stellt sich dann raus, dass diese Gaststätte im 18. Jahrhundert drei Konzertsäle hatte.
Platz für 110 Pferde im Erdgeschoss, wenn man da heute vor dem Platz davor steht, dann denkt man, das kann nicht stimmen.
Und Platz hatten die Konzertsäle für 2200 Leute und ich dachte, dass es wahrscheinlich der größte Konzertsaal der damaligen Welt war.
Und dann kommt man von einer kleinen Anzeige zu etwas ganz Großem.
Und wenn man dann einmal Blut geleckt hat, dann kommst nicht mehr davon los.
Das ist zum Beispiel eines.
Oder ich kann euch auch noch was Wienspezifisches erzählen.
Zu einer Komponistin, weil das ist ja so das Schwerpunktthema der heutigen Sendung mehr oder weniger.
Da gab es mal die Wilma von Webenau.
Auch Wilma Webenau, weil dieses Von ist ja weggekommen.
Aber weil dieses Von weggekommen ist, kann man manchmal Leute auch nicht mehr wiederfinden.
Weil viele Bürgerliche sind ja auch geadelt worden.
Zum Beispiel, das war dann der Herr von Müller.
Und wenn dann dieses Von fehlt, dann hast du plötzlich abertausende Müllers und es wird uferlos.
Also das war die Wilma Webenau oder Wilma von Webenau.
Die war schon bekannt als allererste Privatschülerin oder Studentin von Arnold Schönberg.
Riesige Nummer.
Der hat ja riesiges Zentrum da.
Ganz toll.
Ich kenne übrigens keine einzige Komponistin, die auch so ein schönes Zentrum hat.
In dem Zentrum sind ja noch andere Sachen drin, aber der hat ja eigenes Zentrum.
Und sie war die allererste Studentin deshalb, weil der hat Geld gebraucht.
Ganz einfach.
Der war ja aus armen Verhältnissen und er konnte das Unterrichtsgeld gut brauchen.
Aber sie ist dann an ihn vermittelt worden.
Und während er aufgestiegen ist, ist sie dann total verarmt in Wien gestorben.
Und das wusste man auch noch nicht gar so.
Es gibt auch noch eine andere Forscherin zu dieser Wilma von Webenau.
Aber ich konnte dann auch anhand von historischen Zeitungen ihren Lebensweg weiter rekonstruieren
über diese Schülerinnenschaft da in Wien hinaus und konnte vor allem herausfinden,
wer eigentlich ihre Klavierlehrerin war.
Weil das war bislang noch gar nicht sichtbar.
Und die hat in einer Wohnung direkt an der österreichischen Nationalbibliothek gewohnt
und war auch Klavierbegleiterin vom Helmesberger Quartett.
Das war das bedeutende Quartett, so in der Johann Strauß-Ära.
Und dass sie auch Arnold Rosé mit zugange war.
Und dessen Tochter wäre ja dann im Mädchenorchester von Auschwitz.
Also so hängt das mit zusammen in diese jüdische Geschichte wieder mit rein.
Und habe dann einfach angefangen, da zu publizieren.
Und habe dann mich auch hingesetzt und guckt, wo hat die eigentlich überall gewohnt.
Und bin dann in den ÖNB gegangen.
Da gibt es so einen Stapel mit Originalnoten.
Es ist noch nicht viel von ihr veröffentlicht worden, weil die total vernachlässigt worden ist.
Und habe dann anhand von Schmierzetteln, ich weiß nicht was alles, überall ihre Adressen rekonstruiert.
Und dann festgestellt, dass die von der Innenstadt immer weiter rauszogen ist.
Heute sind diese Außenbezirke ja eher begehrt, weil das Villenviertel sind.
Und sie ist dann aber nach Floridsdorf gezogen, weil das damals mit der ärmste Bezirk war.
Und weil die ist halt immer armer und armer und armer geworden.
Und konnte dann rausfinden, wo sie da gewohnt hat und bei wem.
Und auch noch ihre, habe dann ihre Krankenakte noch finden können.
Und die ist bloß noch mit einem Hemd am Leib und mit ein paar Socken gestorben.
So arm war die.
Und das ganze Werk, ich habe noch Bettelbriefe gefunden, dass man bitte ihre Werke aufführen soll, damit sie dann ein bisschen Geld verdient.
Also es ist eine tragische Geschichte.
So kam das dann raus.
Auch über Zeitungen und dann halt über Kombinierungsgabe konnte ich auch noch ihre Grablege wiederfinden.
Quati: Also auf den Spuren eines Wiener Frauenlebens sozusagen.
Susanne: Genau, genau.
Eines von den vielen, die vielleicht möglicherweise auch lesbisch war.
Da kommen wir dann in einen anderen Bereich wieder rein.
Aber die war zum Beispiel, hat mit Smaragda Eger Berg zusammengearbeitet.
Allein schon der Name ist Smaragda, ist auch fantastisch.
Die war nämlich die Schwester von Alban Berg.
Also das hängt alles mit diesen Kreisen da zusammen um
Mahler, Schönberg, so diese ganze Wiener Musikelite, wo dann eben die Frauen jetzt mehr zutage kommen.
Und sie war auch im Freundeskreis von Mathilde Kralik von Meyerswalden.
Die war damals hochbezahlte Komponistin.
Die hat auch Oratorien für die Karlskirche geschrieben und so Zeug.
Also war wirklich on top.
Und diese Mathilde Kralik hat die Wilma von Webenau mal in Briefen als Gefährtin bezeichnet.
Und es hat in der Zeit ja keine so wörtwörtlich in Briefe geschrieben.
Leute, ich bin lesbisch oder irgendwie sowas.
Oder bisexuell oder whatever in die Richtung.
Genau kann ich es nicht sagen.
Aber wenn solche Spuren da sind, die habe nicht ich gefunden.
Die hat Rochus Kralik von Meyerswalden gefunden.
Das ist ein Nachfahre von ihr.
Und mit dem war ich auch sehr in Kontakt.
Und der vermutet es eben auch, dass seine Tante halt eben lesbisch war.
Und das weiß man auch.
Weil die hat nämlich mit der Alice Karlathis zusammen gewohnt.
Die Architektin in der Zeit war.
Die haben miteinander in einer Wohnung gewohnt.
Am Nachschmarkt sogar.
Und von der weiß man es ganz besonders.
Aber wenn so eine ledige, alleinstehende Frau, von der ich keine Männergeschichten oder irgendwas von habe, als Gefährtin bezeichnen,
dann können das Indizien durchaus sein eben.
Und dann geh ich diesen nach.
Diese andere Forscherin, die hat aber in der Publikation geschrieben,
Nein, Wilma von Webenau war 100% heterosexuell, belegt es aber nicht.
Und das ist dann auch wieder irgendwie unredlich.
Ich weiß es nicht.
Das muss man dann auch belegen.
Nein, die hat aber Kinder gehabt und Liebesbriefe an ihren Mann oder was weiß ich irgendwie so.
Und das ist dann die spannende Sackgasse, die wir jetzt auf jeden Fall haben.
Ich lasse sowas einfach offen.
Wenn ich es nicht rausfinden kann, dann vielleicht jemand anders in 20, 30 Jahren.
Aber sowas muss angesprochen werden.
Weil es wurde vielleicht deshalb unter Verschluss gehalten,
weil sich in Wien im sogenannten Dritten Reich halt eben diverse Frauen haben nachweisen lassen.
Da gab es ja auch diesen Homosexuellen-Paragraf.
Und von dem waren in Österreich und in Wien besonders auch Frauen betroffen,
die man deshalb eingesperrt hat.
Da sind so ungefähr 60 bekannt.
In Deutschland wird es gern mal geleugnet, dass Frauen auch verfolgt waren wie Schwule.
Klar, Schwule waren halt sichtbarer irgendwo.
Frauen konnten sich besser auch verstecken, mehr oder weniger vor allem feminine Lesben,
denen man es halt eben nicht so ansieht wie Butches,
Burschikosen oder androgynen Frauen.
Und deshalb gehen auch in dieser Zeit, mit Beginn des sogenannten Dritten Reichs,
hören die Konzerte von dieser Wilma von Webenau auf.
Also die taucht dann in den Zeitungen immer auf.
Und das kann ein Grund sein, warum die sich in dieser Zeit wahnsinnig bedeckt halten musste.
Weil vielleicht schon gemunkelt wurde, damit sie da nicht irgendwie auffällt und dann auch verhaftet wird.
Das sind alles so Überlegungen, die man halt überlegen muss für die Zeit besonders.
Das sind solche Spurensuchen.
Quati: Ich finde es deswegen auch so schön, was du erzählst, weil es eben sehr stark auch zeigt,
dass es von enormer Relevanz ist, wer Geschichte schreibt.
Weil es ist so, wir kennen es vielleicht alle aus der Schule,
Geschichteunterricht.
Und diese Bewusstmachung, dass das, was wir oft als Geschichte kennen,
primär Herrschergeschichte oft war, beziehungsweise geschrieben wurde von, eben sehr häufig von Männern.
Und dass es nicht nur darauf ankommt, worüber geschrieben wird,
sondern auch wer wie darüber erzählt und darüber schreibt.
Und eben, wie du selber gesagt hast, direkt in forensischer Detektiv*innenarbeit
dann auf einmal verschüttete Biografien und verschüttete Geschichte ja auch wieder sichtbar macht
und sich da auf einmal ein komplett anderes und viel diverseres Bild ergibt.
Susanne: Genau.
Sarah: Und du schaffst da gerade was.
Das hat kein einziger meiner Geschichtslehrer und Geschichtslehrerinnen jemals geschafft.
Aber ich finde das jetzt gerade einfach unglaublich spannend.
Geschichtsunterricht war für mich immer eher sowas,
Naja, da bin ich halt..mal halt durchlitten mehr oder weniger in der Schule.
Aber ich finde das jetzt einfach großartig spannend und wahnsinnig relevant,
auch für meine persönliche Geschichte zu wissen.
Also ich meine, klar weiß man irgendwo, Frauen gab es immer und die haben immer was zu tun gehabt.
Aber das auch an konkreten Beispielen zu hören, das ist irgendwie schon was völlig anderes,
als, ja weiß ich nicht, irgendwelche Generäle und Jahreszeiten im Unterricht zu hören.
Müsste viel mehr so sein, Geschichtsunterricht. Viel mehr.
Susanne: Ja, genau.
Teilweise eben so, wie es mir in der Schule gefehlt hat.
Also mir geht es darum, wie, also ich weiß ja, wie man im Elfenbeinturm der Musikwissenschaft schreiben kann.
Aber ich komme ja selber gar nicht aus der Academia, meine Familie auch nicht.
Und mir war es immer wichtig, dass ich das, was ich lerne, auch so wiedergeben kann,
wie ich es damals selber gebraucht hätte, als eine, die noch nicht viel wusste,
die selber unbewusst vielleicht auch auf der Suche nach ihrer eigenen Geschichte war,
von Feminismus noch kaum Ahnung hatte.
Oder dass das Wort Feminismus immer so als negativ abgetan worden ist, immer mit Vorurteilen behaftet.
Und ja, damals, ich habe damals schon als Jugendliche ein Vorbild gehabt, in der Schreibe auch.
Und das war Brigitte Hamann, die große Wiener, die ja selber gar nicht aus Wien kommt,
aber die Historikerin, die so viel auch über Habsburgerinnen auch rausgebracht hat,
ihre Dissertation über den Grundprinz Rudolf geschrieben hat.
Und da seine, guckt hat, was haben die Frauen in seinem Umfeld eigentlich gemacht?
Oder die Kaiserin-Elisabeth-Bibliothek, die ja lange das Nonplusultra war,
wie die das geschafft hat, so eine Politik in so etwas Spannendes zu verwandeln.
Und warum, was ist geschehen, damit wir heute da sein können?
Wäre irgendwas in der Geschichte vorher irgendwie anders passiert,
dann wären wir alle gar nicht geboren worden oder sowas.
Womit hängt das zusammen, dass wir hier sein können?
Oder Seuchengeschichte, wer hat alles überlebt und warum überlebt?
Das ist ja auch schon das Krasse.
Was tragen wir uns, was wir auch vielleicht an Überleben weitergeben können,
weil die Leute davor, die überlebt haben, an uns weitergeben konnten.
Das sind alles so hochspannende Sachen.
Sarah: Ja, total.
Ich habe jetzt noch was von dir gehört zuletzt.
Und zwar, du hast dich wieder mit einem Film beschäftigt.
Du warst wieder in beratender Funktion in einem Film dabei.
Magst du da auch noch was dazu erzählen vielleicht?
Susanne: Gern. Ja, weil das gerade wirklich top aktuell ist und es jetzt auch kein Geheimnis mehr ist oder schon länger keines mehr.
Aber jetzt halt erst kam das jetzt auf.
Und zwar kommt am 18. Dezember, könnt ihr euch alle merken, am 18. Dezember in der ARD, aber soweit ich weiß auch im ORF und im Bayerischen Rundfunk und im Mitteldeutschen Rundfunk kommt "Bach - Ein Weihnachtswunder" ins TV.
Und da war vor ein paar Tagen mit diesem Film bei den Biberacher Filmfestspielen die Welturaufführung.
Wie hängt das jetzt zusammen?
"Bach - Ein Weihnachtswunder" mit mir.
Und zwar, ihr kennt sie auch alle, die Verena Altenberger. Wer kennt sie nicht in Österreich?
Die habe ich vor, das ist auch schon ein paar Jahre her, über Twitter kennengelernt.
Die kam da irgendwie mal in meine Timeline und ich bin ihr dann gefolgt.
Und ja, und die weiß gar nicht mehr richtig den Grund, warum es doch, jetzt komme ich wieder drauf, warum sie mir dann gefolgt ist.
Das ist ja auch noch so eine Ehre, wenn einem so eine Person dann noch folgt.
Auf jeden Fall kam ich in ihre Timeline und sie dann irgendwann auch zu meiner Timeline mit den Komponistinnen und so.
Und da entstand dann so ein bisschen ein Austausch, auch ein bisschen im Chat, jetzt nicht exzessiv,
aber nur, wenn ich gedacht habe, das könnte jetzt Verena auch interessieren, jetzt ohne aufdringlich sein zu wollen oder so,
dann habe ich's ihr halt einfach geschickt.
Was sie dann daraus macht, ist ja ihr Ding, ob sie das annimmt oder halt nicht.
Und dann hat sie es doch gefreut.
Und ja, und das kam, und jetzt haben wir so eine Situation, wo sich das eine dann ins andere so reingriff.
Wenn es Corona nicht gegeben hätte, dann wäre das wahrscheinlich nicht so weiter gegangen.
Ich habe meine Jobs verloren, wie es halt ist im Kulturbereich.
Habe dann noch in einer Fabrik geschuftet, in Akkordarbeit und alles Mögliche.
Und da habe ich ein Musikstück immer gehört, das mir ganz aufrecht gehalten hat in der Zeit.
Just in der Zeit, wo Verena dieses Angebot gekriegt hat von den Salzburger Festspielen,
wo sich so ein Kindheitstraum von ihr verwirklicht hat, dass sie nicht zu dieser Bühne aufsieht,
sondern sie von dieser Bühne runtergucken können.
Von dieser Weltbühne, wo ja schon Curd Jürgens und weiß der Geier, wer da alles gestanden ist.
Und das war ein Stück von Björk, wo sie ein Werk für klassisches Orchester geschrieben hat für ihren Film,
helft mir auf die Sprünge, wie heißt der nochmal, Dancer in the Dark.
Der ist eh krass.
Und da die Musikstück ist geschrieben, dieses Musikstück ist, da ist ein Grundbass drin.
Das muss ich nur erzählen, wie das dazu kommt.
Das hängt da zusammen.
Da ist ein Grundbass drin.
Der ist immer da.
Dann kommt eine Melodie.
Die fängt so langsam an, suchend.
Weiß noch nicht, wo es hingeht.
Und die findet dann aber so einen Puls irgendwo.
Und die Musik wird dann lauter.
Die schwingt sich so auf.
Hat aber diesen Grundbass nie verloren.
Und es wird lauter und immer wirkmächtiger.
Und plötzlich geht diese Musik auf.
Und da steht was Strahlendes da.
Und hat ihre Richtung gefunden.
Und begeistert.
Und hat diesen Grundbass nie aus den Augen verloren.
Der ist immer noch da.
Und so habe ich mich in der Corona-Zeit auch durch das Spiel von der Verena,
durch den Austausch auch in gewisser Weise wiedergefunden.
Dass ich mich trotz all dieser Scheiße, die in der Zeit passiert ist,
diesen Grundbass nie verloren habe.
Das ist das Grundvertrauen, Urvertrauen in Familie, in Menschen.
Das war immer da.
Man muss sich dann manchmal seinen Weg finden.
Und in dieser Musik habe ich Verena ein Stück weit auch wiedergefunden.
Ich kenne sie jetzt nicht genau oder irgendwie.
Aber irgendwie habe ich sie da immer wieder vor sich gesehen.
Wie sie ihren Weg gefunden hat.
Und diese Heimatverbundenheit.
Oder egal, wo sie auf der Welt rumspringt.
Und dann mit so einem Wumms in diese Weltöffentlichkeit kommt.
Also ja, unglaublich.
Und in Corona waren eben das Salzburger Festspiele.
Da haben sie bloß die Hälfte der Karten aufgemacht.
Und normal kriegst du ja keine Karten.
Oder mit gut Glück oder irgendwie noch.
Und Verena hat dann ein Posting abgeschickt.
Ne Leute, es gibt nochmal Karten.
Die haben den Rest freigegeben, weil da die Zahlen so unten waren.
Und meine Schwester hat mir dann zu Weihnachten, zum Geburtstag, zwei Karten besorgen können.
Weil das so aufging.
Und dann bin ich da hingefahren nach Salzburg.
Und dann bin ich da in der Premiere von den Salzburger Festspielen im Jedermann gehockt.
Und habe sie in ihrer allerersten öffentlichen Performance da
gesehen dann.
Das war echt irre.
Und bin dann auch hingegangen.
Habe mich traut hinzugehen.
Meine Mama war mit dabei.
Und das Nächste, was war, sie kommt da auf mich zu in diesem Hammer-Outfit und umarmt mich einfach.
Weil so halt.
Und das war echt ein irre Moment.
Ich habe mit dem nicht gerechnet.
Und seitdem waren wir dann in Austausch.
Ich habe auch geschafft, dass ich dann bei ihrer zweiten Saison in Salzburg sein konnte.
Und dann noch bei Schrödingers Katze in München.
Da habe ich sie zum ersten Mal, das war davor noch live, gesehen.
Da hat sie raspelkurze Haare ja gehabt.
Und diese krassen Anfeindungen.
Dass sie mit Glatze oder mit kurzen Haaren keine richtige Frau mehr sei.
So Sprüche habe ich auch schon gehört.
Obwohl ich meine kurzen Haare aus einem anderen Grund so kurz trage.
Und so kam das dann zusammen.
Und weil wir dann mehr im Austausch waren, kriegt sie die Timeline ja von den Leuten so mehr mit.
Und dann hat sie durch mich auch diesen...
Dieses Interesse...
Ich weiß nicht, ob das Interesse ist, aber sind die Komponistinnen so in ihr Reichweite mit reinkommen.
Und plötzlich schreibt sie mich da an, du, Sue, ich drehe da einen Film über eine historische Sängerin.
Anna Magdalena Bach, die Bach von - ja - dem Johann Sebastian Bach, weiß aber nicht richtig, wie ich diese Figur umsetzen kann.
Weil ich habe keine Ahnung von der Zeit, keine Ahnung von der Musik.
Hilfst du mir?
Ja, und dann habe ich ein zwölfseitiges Skript aufgesetzt von dieser Anna Magdalena Bach.
Es gibt keine Selbstzeugnisse.
Bislang, es gibt auch kein Ölporträt oder so von ihr, bis auf einen winzig kleinen Stich.
Und habe ihr dann so eine Art Profiling erstellt, so ein mögliches...
Es ist zwar schon mehr oder weniger fiktiv, weil wir haben eben diese Selbstzeugnisse nicht.
Aber anhand von vergleichbaren Lebensläufen von Sängerinnen dieser Zeit und was da war, habe ich ihr da erzählt.
Also jetzt weniger Geschichtliches, was in der Zeit passiert ist, wenn man das echt nachlesen kann, sondern wie waren die Leute untereinander in der Zeit?
Wie war Hygiene in der Zeit?
Wie war der Umgang mit Kindern in der Zeit?
Weil die hatte ja in eine kinderreiche Familie eingeheiratetund hat als junge Frau da fast erwachsene Kinder da gekriegt und muss den Haushalt versorgen, hat ihre Karriere zurückgesteckt.
Sie hatte noch eigene Kinder mit dem Bach gehabt.
Eines von den Kindern war behindert. Wie genau, weiß man nicht.
Man nimmt an, entweder autistisch oder hatte vielleicht durch die Geburt einen Schaden, Gehirnschaden, durch vielleicht Sauerstoffmangel oder irgendwas.
Das kann man alles nicht wissen.
Und habe ihr das auch alles so ausgebreitet, habe ihr das geschickt und dann konnte sie spielen.
Dann ging so ein Knoten irgendwie auf und sie konnte sich besser in die Zeit reinversetzen, besser in diese Figur reindenken.
Dann habe ich auch lange Zeit nichts mehr von ihr gehört.
Ja, und dann war eben jetzt die Filmpremiere.
Sie war da, ich war da, weil ich bin da in der Nähe aufgewachsen.
Die halbe Belegschaft war da, die Kinderdarsteller* innen waren da, die Filmmusikkomponistin war da.
Und ja, und das war dann absolut toll, die da zu sehen und vor allem dieses Ergebnis dann auf der Leinwand zu sehen.
Und das ist wirklich, ich möchte nicht viel spoilern, aber mir ist da manchmal echt die Kinnlade runtergegangen, wie unglaublich gut das umgesetzt worden ist.
Und auch die Kulisse, wie achtsam das Skript war.
Und das ist natürlich, trotz allem, was man zu Bach weiß, es ist eine fiktive Geschichte, muss man so sagen.
Oder halt mit den Krümeln, die wir von der Geschichte wissen, ein Brot backen.
Ich muss immer wieder mit so Bildern schaffen, damit man sich das vorstellen kann.
Und das ist eine fiktive Geschichte, komprimiert auf drei Tage, wo dieser Herr Bach, der fast seinen Job verliert, weil er halt eben eine Musik macht, die außergewöhnlich ist.
Aus dem Grund will man ihn ja zwar auch als Kapellmeister, aber halt trotzdem etwas schafft, was so noch nicht da war.
Nämlich diese Weihnachtsschöpfungsgeschichte über sechs Tage verteilt für sechs Gottesdienste.
Das ist ja ein Arbeitsauftrag.
Und es war eine protestantische Musik, die durfte nicht so überladen sein wie bei den Katholen da mit den überladenen Kirchen.
Das sollte sich ja abheben.
Ja, und er hat halt trotzdem diese Pracht der Zeit oder diese Pracht festgehalten, aber es war ja immer zur Ehre Gottes, falls da irgendwas existiert.
Aber es war in der Zeit und das sollte eine höhere Ehre gab es ja schier nicht.
Da kam was.
Gott gesandtes Kind oder wie er immer mal diese Geschichte interpretieren will.
Und das hat das Beste vom Besten verdient.
Um das geht es.
So kam das dann zustande.
Sarah: Darf ich ganz kurz einhaken, nur weil ich das Weihnachtsoratorium so heiß liebe?
Susanne: Das ist die Geschichte mit Vorgeschichte, ja.
Sarah: Nur weil ich es so heiß liebe.
Ich als Atheistin, als wirklich ausgesprochene Atheistin, liebe das Weihnachtsoratorium.
Ich habe, glaube ich, alle sechs Kantaten selber gesungen inzwischen im Chor.
Und ja, das ist trotzdem ein erhebendes Gefühl, selbst wenn man davon ausgeht, dass dort niemand ist.
Also ich finde, das hat er wirklich großartig rübergebracht.
Ich kenne kaum etwas, das sich so anfühlt beim Singen.
Susanne: Allein eben dieses Jauchzet, Frohlocket, das ist sowas, das hebt sich so ab von diesem, im Schwäbischen sagt man dieses Trauerherzige,
was manchmal solche Gottesdienste mit sich bringen.
Und es muss, man kann sich nur vorstellen.
Sarah: Und dann stehst du im Chor und du singst Jauchzet, Frohlocket und dann sitzt da vor dir der mit den großen Kesselpauken
und der haut da so fest drauf, wie es noch irgendwie geht.
Und du stehst drinnen und du spürst das, was mir Bach eigentlich da vermitteln wollte.
Also das fand ich immer sehr, habe ich immer unglaublich gerne gesungen.
Susanne: Ja.
Sarah: Aber das ist ja eigentlich jetzt Teil der Vorgeschichte zu der Bachin gewesen, oder?
Susanne: Genau.
Und das muss man eben erzählen, wie das so zusammenhängt.
Weil irgendwie Zufälle sind es alle irgendwie doch keine mehr.
Im Jüdischen gibt es ja keine Zufälle.
Das muss so sein, das hat wie so eine Perlenkette das Leben, die so aufgereiht ist.
Und wir fädeln es halt auf irgendwie, oder es wird aufgefädelt.
Manchmal verreißt sie halt auch.
Aber ja, und Religion hin oder her, ich kann auch nicht mehr an diese Kirche glauben.
Geht nicht.
Aus Gründen.
Aber ohne diesen Glauben, ohne das Ganze, wären solche Werke nicht möglich gewesen.
Gäbe es kein Mozart-Requiem.
Gäbe es die tollen Sachen von Schubert nicht.
Muss man, also die schönen Seiten von dem Ganzen.
Gibt ja immer zwei Seiten der Medaille.
Ohne das hätte man aber auch diese, ohne diese furchtbaren Horrorgeschichten mit kastrierten Kindern,
hätte man diese grandiosen Arien von damals Kastraten nicht.
Was halt ja Falsettsänger singen können oder Countertenöre.
Hätte man auch alles nicht.
Hätten Komponistinnen keine Amazonenopern schreiben können.
Man muss immer das große Ganze sehen.
Und manches hat Negatives, aber manches hat auch so Positives.
Und ich bin mal eine, die hört sich viel Negatives an und schiebt das auch nicht weg.
Sondern manche Aussagen haben durchaus auch ihre Berechtigung,
die man dann in ihrer Zeit einfach auch sehen muss.
Also ja, da kommen wir vom Hundertsten ins Tausendste.
Aber man darf mit dem auch nicht alles entschuldigen, muss man auch sagen.
Aber so sind wir jetzt bei "Bach - Eine Weihnachtsgeschichte".
Zieht es euch rein.
Das ist wirklich ein Highlight.
Ich weiß jetzt nicht, ob es noch in Kinos auch noch kommt.
Ich glaube eher nicht, weil wenn es einmal im TV gelaufen ist,
dann haben die Kinos auch kein Interesse mehr dran.
Oder man kann es vielleicht zu Spezialangelegenheiten mal irgendwie zeigen.
Weil es hängt ja immer auch mit den Rechten zusammen.
Die Leute wollen ja auch was verdienen.
Genau, aber das war jetzt wirklich, wirklich grandios.
Ich dachte, dass sich das über die Jahre so hochgeschaukelt hat.
Und ja, das war eine tolle Zusammenarbeit.
Wirklich.
Quati: Also wir haben auf jeden Fall an euch alle zwei Aufträge.
Erstens Weihnachtsoratorium.
Wenn ihr es nicht kennt, hört euch es an.
Und weil du erzählt hast von Dancer in the Dark,
vom Film von und mit Björk.
Es hat bei mir nämlich sofort wieder ein Gefühl hochgebracht.
Ich habe den Film gesehen.
Er ist ja auch schon, der ist von, weiß ich nicht, 97, 98, irgend sowas.
Also auf jeden Fall noch 90er.
Und ich habe den Film gesehen.
Und ich habe den damals als Teenager gesehen.
In einem Programmkino bei mir zu Hause.
Ein ganz kleines Programmkino.
Und ich kann mich erinnern, der hat mich so, nämlich nicht verstört.
Dieser Film hat mich so berührt.
Und diese Geschichte hat mich so berührt.
Und der Soundtrack ist wirklich großartig.
Und ich habe gerade geschaut.
Es gibt den Dancer in the Dark Soundtrack zu finden.
Also egal auf welchem Spotify oder Amazon Music oder sonst wo.
Also hört ihn euch an.
Es ist wirklich, dann wisst ihr auch, was die Susanne vorher gemeint hat.
Susanne: Genau.
Und das war, also diese Musik war mir eben ein Funken Hoffnung.
Ich bin damals, habe meinen Job in der Fabrik dann gekriegt.
Da bin ich dann teils 12, 14, 15, 16 Stunden jeden Tag, Montag bis Samstag,
drin gestanden.
Konnte es auch machen zum Glück, weil es auf Rechnung ging
und weil ich da nicht angestellt war.
Und dann gelten da andere Arbeitsschutzbestimmungen oder ich kann es halt selber machen.
Und ich habe nicht gewusst, komme ich je wieder in den Kunstbetrieb rein
oder müssen wir uns alle davon verabschieden, wie es da war.
Und habe dann eben Akkord eingepackt und konnte aber nebenher halt eben diese Musik hören.
Und die hat mir da unglaublich viel Hoffnung gegeben.
Die war bei mir ständig auf Repeat.
Und dann, als ich eben in Salzburg dann war und da wieder in die Kultur reinkommen bin
und auch gesehen habe, wie die Leute im Hintergrund arbeiten,
wie wichtig die Leute im Hintergrund sind,
bis man sowas überhaupt auf Bühne bringen kann
und was das für Emotionen hervorbringt,
dann habe ich gesagt, noch, das ist,
da gehöre ich hin als diese Frau im Hintergrund,
die mitdenkt und Neues ausgräbt für Bühnen und weiß der Geier was.
Oder für Bücher.
Bücher sind ja auch, Bücher sind kleine Bühnen für sich.
Da macht man auf und hat eine gigantisch tolle Welt vor sich.
Oder auch nicht.
Und man legt es wieder auf die Seite.
Aber es kreiert Kopfkino.
Ja.
Ja.
Wow.
Sarah: Danke dir.
Also wunderbar.
Und wie gesagt, du hast jetzt was geschafft,
das kein Geschichtslehrer vorher jemals geschafft hat.
Ich habe jetzt wirklich gespannt und gebannt dir gelauscht.
Vielleicht habe ich noch Zeit für eine kurze Frage,
aber vielleicht ist es eine lange Frage.
Ich weiß es nicht.
Ich habe nämlich meine Kinder gefragt, was ich dich fragen soll.
Und mein ältester Sohn hat mir gesagt,
ja, er findet das sehr spannend mit den Komponistinnen,
weil sie haben das jetzt sogar im Unterricht gemacht,
was dich wahrscheinlich freuen wird.
Sie haben nämlich darüber gesprochen,
dass es auch Minnesängerinnen gab und Bardinnen.
Magst du dazu was sagen?
Irgendwas, das er vielleicht nicht im normalen Unterricht gehört hat?
Dann richte ich ihm das aus.
Susanne: Also die meisten von uns kennen wahrscheinlich Troubadouren
aus Asterix und Obelix.
So wie man alle irgendwie, dem man nicht mehr zuhören wollte,
dem man dann den Mund verstopft hat
oder sich alle Petersilie in die Ohren reingestopft haben.
Die gab es wirklich.
Das war quasi so im späten und ausgehenden Mittelalter,
dass die eine große Rolle gespielt haben,
Walter von der Vogelweide.
Die Namen kennen wir alle.
Oskar von Wolkenstein in Südtirol.
Die ganz großen Nummern halt.
Und es gab aber auch Troubadour.
Woher kommt das Wort eigentlich?
Das kommt von dem Wort Troubare oder Trouver.
Das sind die, die Töne finden für uns.
Also die komponieren.
Nichts anderes.
Das sind Troubadour.
Und es gab eine Region.
Das ist das wunderschöne Wort, was Reaktionen hervorruft.
Eine Region.
Das wird man heute als Spanien, Andalusien,
nicht Andalusien, Pyrenäen, eher so die Ecke Südfrankreich,
Nordspanien bezeichnen, wo es auch Troubadourinnen gab.
Die nannte man Trobairitz oder Trouveresse im französischen.
Und die hatten die gleiche Funktion wie ihre männlichen Kollegen.
Die waren allermeist, die haben sich aus dem fahrenden Volk gebildet.
Und die besonders guten, die kamen dann an die Höfe, wo sie dann da Musik machten,
Minnegesang, Minne halt der Liebe, aber die hohe Liebe.
Also eher so die schwärmerische Liebe auf einer anderen Ebene.
Nicht so diese stürmische, primitive Liebe, sondern auf einem anderen Level.
Und deshalb haben auch diese Troubaidourinnen hohe Lieder auf ihre Schöffinnen gesungen.
Und da ist natürlich auch trotzdem immer noch sehr erotische Komponente auch dabei.
Aber man muss auch sagen, damals waren diese Standesunterschiede wesentlich stärker eingeprägt
und stärker, ja, es waren diese Schranken da, auch diese moralischen Schranken,
die wesentlich höher waren, aber auch die kann man brechen manchmal.
Und ja, und die waren da eben da.
Und man kennt auch ein paar Namen, nicht so in diesem hohen Verhältnis,
aber ungefähr neun bis zehn Namen sind bekannt.
Und anderen, zum Beispiel Beatriz de Dia, die hat da, von der weiß man die Namen,
weil man die rausgefunden hat, weil sie ihre Namen mit dazu schrieb.
Teilweise, das war nämlich auch absolut nicht üblich, dass man in der Zeit unter seine Werke den Namen geschrieben hat.
Das kam erst wesentlich später.
Ja, und so sind die ein Teil von unserer Geschichte.
Halt eben vergessen, weil man die Frauen halt immer nicht mitbedacht hat.
Oder das ist generische Maskulinum halt von den Troubadouren und den Musikern und den Komponisten.
Und dann stellt man sich halt, wie Luise F. Pusch so toll in ihren Klassen beschrieben hat,
ein Chor von 99 Frauen und einem Mann ist ein Chor mit 100 Sängern.
Und genau so ist das da halt auch passiert.
Und dann kann man keine Statistiken mehr machen.
Es wird von einem Männerchor ausgegangen und das ist halt was völlig anderes als ein gemischter Chor.
Ja, so hängt das damit zusammen.
Quati: Das sehen wir auch wieder: Sprache schafft Realitäten.
Susanne: Genau.
Sarah: Und wie.
Susanne: So ist es.
Sarah: Und wir haben auch eine Geschichte.
Susanne: Ja, definitiv.
Und wenn wir es immer noch nach ihr suchen müssen, immer noch nach ihr graben müssen.
Aber es lohnt sich.
Es lohnt sich absolut, weil es geht um gute Musik, um gute Kunst, um gute Literatur.
Und das ist eigentlich alles, was zählt.
Sarah: Ich finde, das ist ja ein großartiges Schlusswort, wenn ich ehrlich bin.
Auch wenn ich jetzt problemlos noch zwei Stunden weiter zuhören könnte.
So ist es nicht.
Aber eine Frage habe ich noch zum Abschluss, weil wegen dem Namen unseres Podcasts.
Wann hast du dir denn das letzte Mal What the Fuck gedacht?
Das darf im Positiven wie im Negativen sein.
Susanne: Gestern Abend.
Ich kann aber nicht sagen, warum.
Geht nicht.
Sarah: Okay.
Susanne: Aber es war ein sehr, sehr lautes, positives What the Fuck.
Sarah: Na, das höre ich gern.
Susanne: Ihr werdet es erfahren wahrscheinlich irgendwann, aber geht jetzt noch nicht.
Sarah: Okay.
Quati: Ist noch What the Fuck Verschwiegenheitspflicht.
Sarah: Ich freue mich auch über ein geheimes positives What the Fuck.
Quati: Definitiv.
Susanne: Ist jetzt leider auch noch nicht möglich.
Sarah: Na, sag ich ja.
Es ist ein geheimes positives What the Fuck.
Ich freue mich.
Ich freue mich.
Quati: Ich auch.
Sarah: Gut.
Susanne: Danke, dass ich bei euch sein konnte.
Diese Ehre, die Erste da zu sein.
Ich wünsche eurem Podcast
also wirklich ein gutes Händchen.
Das habt ihr ja.
Wir kennen uns ja schon länger.
Das ist immer so, diese Social Media.
Man kennt sich nicht, aber irgendwas ist bekannt, sagt man so.
Man kennt sich.
Genau.
Und wenn man sich über Katzenviecher austauscht bissl.
Quati: Genau.
Ja, danke dir für das Dasein.
Und vor allem, und das sage ich auch, weil ich liebe auch Geschichtsvermittlung so sehr und
Geschichten erzählen so sehr.
Und bitte mach das noch viel, viel, viel öfter.
Es ist wirklich großartig und fantastisch und rührend und bewegend und alles zusammen,
dir beim Erzählen zuzuhören.
Danke dir.
Susanne: Ja, ganz bestimmt.
Sarah: Danke für deine Zeit.
Susanne: Ja, danke euch.
Danke.
Quati: Baba.
Sarah: Und für unsere Hörerinnen bleibt noch, bitte hinterlasst uns gerne eine Nachricht.
Bewertet unseren Podcast dort, wo ihr ihn gefunden habt und ihr könnt uns auf Social Media finden.