Folge 18: Mit Olga Kosanović über "Noch lange keine Lippizaner"
Von Lipizzanern und Absurditäten im Staatsbürgerschaftsrecht. Oder: Warum Menschen im Einbürgerungsverfahren besser nicht bei Rot über die Ampel gehen sollten
26.10.2025 65 min
Zusammenfassung & Show Notes
Als der etwas andere Österreich-Podcast widmen wir uns dieses Mal – und bewusst am Nationalfeiertag – dem Thema Staatsbürger*innenschaft. Gemeinsam mit der Filmemacherin Olga Kosanović unterhalten wir uns über ihre Produktion Noch lange keine Lippizaner, die Skurrilitäten auf dem Weg zur österreichischen Staatsbürger*innenschaft, Identitäten und wer von der Spaltung in "von hier" und "nicht von hier" profitiert. Außerdem in dieser Folge: Warum Olga Brett- und Kartenspiele liebt und was sie gerade spielt und natürlich ihr ganz persönlicher What-The-Fuck-Moment.
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Zu Olga Kosanović:
Neben ihrer Arbeit als freischaffende Regisseurin und Kamerafrau arbeitet sie als Lehrkraft an der Graphischen und der Hertha Firnberg Schule in Wien.
Instagram:
Film: @nochlangekeinelipizzaner
Olga Kosanović: @olgavic__
Trailer zum Film
Liste der aktuellen Vorstellungen
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Wir sind Kathrin und Sarah und unterhalten uns mit Menschen, die ihr aus völlig anderen Zusammenhängen kennt über außergewöhnliche Dinge, die ihr bisher nicht wusstet.
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Transkript
Hey, wir sind Katrin, die meisten von euch kennen mich unter dem Spitznamen Quati.
Und Sarah mit Österreich, what the fuck.
Wir stellen unseren Gästen die Fragen, die ihnen sonst keiner stellt und erfahren so viele Dinge, von denen er keine Ahnung hatte, dass sie sie über unsere Gäste wissen wollen.
Wir haben natürlich einen Fahrplan für unseren Podcast.
Wir steigen ein mit der Frage nach der nicht offensichtlichen Expertise, den geheimen Leidenschaften und Hobbys der österreichischen und deutschen Prominenz an gescheiten und interessanten Menschen, für die sie eher nicht so bekannt sind.
Heute ist Olga Kosanovic bei uns zu Gast im Podcast.
Olga, du machst Filme. Kurze Filme, preisgekrönte Filme und seit neuestem gibt es auch einen Film in voller Länge.
Geht sich da irgendwie noch ein Hobby aus überhaupt?
Ja, eben. Das ist immer so eine schwierige Frage, finde ich. Beim Filmemachen muss man dann meistens alles andere ein bisschen auf die Seite schieben.
Aber ich habe tatsächlich eine Freundesgruppe, die nicht vom Film ist, die ich schon sehr lange habe, was sehr erfrischend und angenehm ist zwischendurch.
Und mit denen spiele ich wahnsinnig gerne Brettspiele.
Und wir treffen uns auch immer wieder mal und spielen unterschiedliche Karten und Brettspiele.
Und ich finde das extrem super und erdend, wenn man sich so analog trifft und Spiele spielt.
Und mein Mann sagt zwar, ich bin wahnsinnig schlecht im Verlieren, aber noch schlechter im Gewinnen.
Aber also ja, ich bin ein bisschen ehrgeizig beim Spielen, glaube ich.
Aber es macht einfach auch wirklich Freude.
Also ich finde, das ist so etwas Entschleunigendes und etwas wirklich super, super Tolles.
Und da spielen wir wirklich alles Mögliche.
Von Siedler von Katarn bis Bauernschnapsen und Tarok ist alles dabei.
Oder Siedler von Katarn.
Ich muss gerade an meine Studentinnenheimzeit denken.
Da waren nämlich genau Bauernschnapsen und Siedler von Katarn waren die Spiele.
Und ich habe noch nie in meinem Leben so viel Streit erlebt wie bei Siedler von Katarn.
Es ist so schlimm.
Es ist manchmal schon sehr brutal, muss man wirklich sagen.
Und Siedler ist arg und Risiko ist ganz arg.
Ja, Risiko ist schlimm.
Beendet Freundschaften Risiko.
Also ich freue mich ur, dass du da bist und über Brettspiele reden magst.
Die Quatti weiß warum, denn die kennt meine Wohnung.
Und ich habe in der Wohnung ein drei Meter breites Spieleregal, das vom Boden bis zur Decke geht.
Großartig.
Deshalb jetzt die Frage an dich.
Was spielst du denn, das jetzt nicht bei den meisten Leuten so auch im Regal steht?
Ich muss kurz überlegen.
Neben den Klassikern.
Natürlich, also bitte Siedler von Katarn, natürlich mit allen Erweiterungen.
Also muss man schon dazu sagen, ja.
Natürlich.
Weil die klassische Version ist Fahrt, die Basel-Version.
Ja, und sonst, was spiele ich, was andere nicht spielen?
Das ist echt eine sehr gute Frage.
Ich spiele jetzt seit neuestem mit meinem Partner gemeinsam Scopa.
Das ist so ein italienisches Kartenspiel.
Ich weiß nicht, ob ihr das kennt.
Nein, tatsächlich nicht.
Aber es ist ein ganz eigenes Kartendeck auch.
Also das spielt man mit eigenen italienischen Karten.
Und das ist quasi so ein bisschen das Bauernschnapsen auf Italienisch.
Es ist ganz anders, aber so von der Häufigkeit, wie viele Leute das auch spielen.
Also das sieht man auch bei den Leuten, dass die dann zusammensitzen und dann Scopa zocken.
Und da sind wir jetzt ein bisschen reingekippt.
Das sind auch ganz andere Farben und Symbole und so.
Es ist echt ein cooles Spiel.
Und wie seid ihr auf das gestoßen?
Auf einer Italienreise.
Dadurch, dass wir Spielerinnen sind und gerne auch zu zweit manchmal eben so, wenn wir auf Urlaub sind, spielen, brauchen wir halt immer wieder mal was Neues auch.
Genau.
Dann frage ich dich gleich noch zu einem Zwei-Personen-Kartan-Spiel.
Ja.
Kennst du die Sternenfahrer von Katan, das Zwei-Personen-Spiel?
Noch nicht.
Tatsächlich, ich habe es auf der Liste, weil eigentlich habe ich mir gedacht, für zwei Personen wäre auch mal cool.
Das ist sehr gut.
Das würde ich dir tatsächlich empfehlen.
Wir sind keine großen Siedler-Spieler.
Ja.
Aber das Zwei-Personen-Siedler von Katan, Sternenfahrer von Katan, ist richtig gut.
Was auch sehr gut ist, ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber es ist Avalon.
Kennst du das?
Ja.
Das ist halt so eine ganz andere Spielmechanik, die muss man mögen, wo es halt dann so um so ein bisschen rollenspielartig geht, wo man sich gegenseitig entlarven muss.
Und da geht es bei uns dann auch sehr hitzig zu in dieser Runde.
Das ist auch immer extrem spannend.
Ich finde, man sieht irgendwie so eine ganz andere Seite von seinen Freunden und Freundinnen, wenn man mit ihnen spielt.
Das erschreckt ist manchmal.
Ja, die ärgsten Mauerblümchen sind die lautesten.
Und dann hast du Leute, die sind so ganz gesetzte, weiß ich nicht, Büromenschen, die irgendwelche Verrechnungen machen.
Das sind die ärgsten Schummler.
Das ist total arg.
Ich finde auch.
Das ist super.
Aber das ist auch das Schöne.
Man kann irgendwie so auch vielleicht kurz mal wer anderer sein oder man kann einfach so, es gibt einfach so Regeln und die hält man sich und dann hat man so eine Dramaturgie für den Abend.
Also es ist irgendwie, ich finde, es ist was sehr Entspannendes am Ende des Tages, wenn es nicht Freundschaften in die Brüche treibt, natürlich.
Und spielt es ihr immer abwechselnd bei jemandem zu Hause oder es gibt ja auch so Locations, wo man dann einen großen Tisch hat und die Möglichkeit zu spielen.
Ja, ich meine, ich kenne auch diese Spiele-Lokale.
Ich finde das auch extrem sympathisch, dass es das noch gibt und es gibt ja gar nicht so viele.
Aber wir treffen uns eigentlich immer zu Hause bei Wim.
Meistens wird dann vielleicht auch vorher noch gekocht oder so und dann irgendein Spiel angerissen.
Und im Urlaub, wir fahren auch manchmal gemeinsam auf so Gruppenurlaube und dann gab es schon Sessions, die sechs, sieben, acht Stunden gedauert haben.
Okay, da muss ich jetzt an meine Studentinnenzeit denken, weil wir waren damals in einem Spieleclub organisiert und da gab es noch die Spiele-Marathons.
Da bist du am Samstag in der Früh am Vormittag hingefahren und am Sonntag am Nachmittag wieder zurück und teilweise haben wir gar nicht geschlafen, sondern durchgespielt.
Ja, ja, ich verstehe es.
Da hat man dann mal Zeit für längere Sachen.
Ja, voll.
Und beim Risiko, weil da gibt es ja auch zig verschiedene, spielt ihr da das ganz klassische Risiko oder gibt es da auch einmal, ich glaube, Star Wars gibt es, dann Herr der Ringe Risiko gibt es oder gibt es zig Editionen?
Voll, nein, wir spielen eigentlich das Klassische, aber es hängt immer davon ab, bei wem wir gerade zu Hause sind, wer welche Version hat, weil es gibt die alten und die neuen und die sind doch sehr unterschiedlich auch.
Aber es ist schon das Klassische eher.
Wobei ich auch sagen muss, wir haben das einmal gespielt, da waren wir bei meinen Großeltern in Serbien zu Besuch und ein paar Freunde waren da und wir haben das gespielt.
Und er war total schockiert, dass wir so ein Kriegsspiel spielen und so ein Okkupatoren-Spiel quasi.
Und seitdem spielen wir es auch gar nicht mehr so wahnsinnig gerne.
Ich finde das Siedler irgendwie dann doch ein bisschen sympathischer, wenn man sich nicht angreift gegenseitig.
Ja, aber friedlicher ist es nicht, das Siedler.
Nein, am Ende des Tages eh nicht, aber ja, ich meine, es ist halt spannend, wenn du mehr Möglichkeiten auch in deinen Spielzügen halt hast, als nur angreifen, verteidigen.
Du hast Angriff, Verteidigung und Großeltern in Serbien, drei Stichwörter, die mich jetzt auf was bringen, worum wir dich ja auch hauptsächlich eingeladen haben.
Angriff und Verteidigung geht ja auch mit Pferden.
What?
Und Pferde sind ja auch ein Thema in deinem Film.
Also eigentlich nicht die Pferde, sondern ein Zitat über Pferde und zwar über die Lipitzana.
Dein Film heißt ja noch lange keine Lipitzana.
Und die Sarah und ich, wir haben ja diesen Film auch gesehen.
Das war ja auch der Abend, an dem wir dich gleich angesprochen und eingeladen haben für den Podcast.
Und gleich meine erste Frage, vielleicht so zum Einstieg.
Warum dieser Filmtitel? Wie kam es zu dem?
Erstens sehr schöne Überleitung.
Queen der Überleitungen, wirklich.
Ich dachte mir, vielleicht gleiten wir mit dem Brettspiel über zum Film, weil im Film gibt es ja auch ein Brettspiel tatsächlich.
Aber noch lange keine Lipitzana deswegen.
Das ist ein Zitat aus einem, also original übernommenes Zitat von einem Internet-User, der sich Desert Eagle nannte im Internet.
Also wir wissen noch nicht, ob es ein Mann oder eine Frau ist.
Und der dieses Kommentar in voller Länge, nämlich wenn eine Katze in der Hofreitschule Junge wirft, sind das noch lange keine Lipitzana, geäußert hat in einem Forum zu meinem Einbürgerungsfall.
So, jetzt habe ich es zusammengebracht.
Weil nämlich damals, als ich zum ersten Mal versucht habe, die österreichische Staatsbürgerschaft zu beantragen, das war vor fünf, sechs Jahren, hat das nicht geklappt.
Und ich bin mit dieser Erfahrung an die Öffentlichkeit gegangen.
Zufällig, muss man auch sagen, weil ich eine Kampagne unterstützt habe eigentlich.
Und dann war das kurzzeitig in allen Medien und in allen Tageszeitungen, die wirklich auch über mich geschrieben hatten.
Und da gab es eben so unglaublich viele Kommentare und einer davon war von Desert Eagle.
Und damals wusste ich, irgendwie muss man was damit machen, weil es mich unglaublich schockiert und bewegt und interessiert gleichzeitig hat.
Und genau, das war der Arbeitstitel, der bis zum Schluss der Titel geblieben ist.
Was für ein rassistischer Scheißkommentar.
Entschuldige, aber das musste sein.
Absolut.
Ist wahr. Also es ist wirklich extrem unmenschlich, was da gesagt wird.
Und letztens habe ich gehört, dass es das Originalzitat, glaube ich, aus Frankreich stammt, von Le Pen.
Und da gab es wohl mal eine ähnliche Aussage irgendwie mit Ratten und Pferden in einem Pferdestall.
Irgendwie so.
Also mir war schon bewusst, dass Desert Eagle diesen Kommentar nicht erfunden hat.
Dabei hat es quasi österreichifiziert, indem er die Lipizaner ins Spiel gebracht hat.
Was ich natürlich gleichzeitig unheimlich interessant fand, weil ich mich gleich gefragt habe, was hat es mit diesen Lipizanern eigentlich auf sich.
Und dass auch Teil der Dramaturgie dann oder der Frage des Films geworden ist, neben den anderen Sachen.
Ich war ja sehr überrascht bei deinem Film, wie viel ich eigentlich lachen musste.
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Und das war auch tatsächlich eine der Stellen, die mich zu herzhaftem Lachen bewegt haben, wie österreichisch die Lipizaner wirklich sind.
Also möchtest du es spoilern?
Ja, ich glaube, ich kann spoilern, weil man muss gar nicht so lange recherchieren, um herauszufinden, dass die Lipizaner ihren Namen vom Ort Lipiza haben, der im heutigen Slowenien liegt.
Und deswegen heißen sie Lipizaner.
Und mittlerweile gibt es sozusagen eine eigene Zuchtstelle, die im steirischen Piber liegt.
Also es gibt jetzt mittlerweile quasi echte österreichische Lipizaner, die in Piber geboren werden und gezüchtet werden.
Aber es gibt auch noch diese Zucht in Lipiza, in Slowenien.
Und ursprünglich kommt sie eben von dort.
Und gleichzeitig ist es auch eine Pferderasse, die hochgezüchtet ist, also die wirklich keine natürliche Pferderasse eigentlich ist.
Und hochgezüchtet heißt auch, dass man sehr, sehr viele andere Pferderassen da gemischt hat, bis man quasi so ein perfektes Dressurpferd bekommen hat, mit dem man diese Akrobatik machen kann, was der Lipizaner halt kann.
Und das ist natürlich besonders absurd, weil dann sozusagen in dem Fall jetzt der echte Österreicher eigentlich aus arabischem Blut und italienischen Hengsten und andalusischen Pferden in Slowenien entstanden sind und hochgezüchtet wurden.
Und jetzt so das urösterreichischste Symbol sein sollen.
Also das ist ein Widerspruch, der natürlich lustig ist.
Und ich verstehe auch, dass man lachen muss, weil es absurd ist irgendwie.
Fällig.
Und eigentlich, wenn ich mir Wien so anschaue, würde es ganz gut passen.
Für das, was ich als echte Wiener sehen würde, passt es eigentlich eh ganz gut, oder?
Ich finde auch, es ist total logisch eigentlich, dass die deswegen so österreichisch sind, weil sie so diversen Background haben, in Wahrheit.
Nur das will halt keiner wahrhaben oft.
Und du erzählst ja eben auf sehr eindrückliche und auch auf sehr skurrile und wie die Sarah schon gesagt hat, lustige Art und Weise,
Ja, eine sehr ernste Geschichte und greift ein sehr ernstes Thema auf.
Du hast es schon angesprochen, deine Einbürgerung.
Und die Hürden, die damit verbunden waren, verbunden sind.
Magst du da auch noch ein bisschen was erzählen dazu?
Und warum du dann, also sage ich mal, es ist ja doch etwas sehr Persönliches.
Und warum du dich dann entschieden hast, den Film drüber zu machen.
Das ist ja doch ein großer Schritt, denke ich mir.
Genau, also ich meine, es liegt natürlich in erster Linie daran, dass ich Filmemacherin bin und sozusagen diese Stimme wirklich nutzen kann.
Während ich halt die Wählerinnenstimme in Österreich leider nicht habe und nicht nutzen kann.
Also das heißt, es ist schon auch sozusagen mein Privileg ist zumindest, dass ich in der Filmbranche tätig bin und da auch Förderungen bekommen habe, um diesen Film zu machen.
Das ist es so rein pragmatisch gesagt jetzt.
Und auf der anderen Seite, es war lange sozusagen die Frage, inwiefern jetzt eigentlich ich als Figur da überhaupt auftauchen soll oder meine Geschichte, weil du jetzt gesagt hast, persönlich, wie sehr das da Teil sein soll.
Und tatsächlich war aber dann relativ schnell klar oder halt auch im Laufe der Entwicklung des Projekts klar, dass einfach mein Beispiel, also das Beispiel meiner Biografie und meine Erfahrung, nämlich, dass es beim ersten Anlauf nicht geklappt hat und Jahre dauert und schikanös abgelaufen ist und so weiter und Absurditäten aufgezeigt hat, einfach ein sehr gutes Beispiel ist, um zu verstehen, wie schlecht die Einbürgerungsvoraussetzungen oder die Einbürgerungsgesetze in Österreich funktionieren in der Praxis.
Und ich glaube, sozusagen die Erfahrung, die ich damals gemacht habe, bevor ich den Film gemacht habe mit dieser ersten Ablehnung, war halt dann auch immer so, also mit der Öffentlichkeit, dass ich entweder so als absurder Einzelfall abgestempelt war und sozusagen deswegen nicht ernst genommen wurde von der Politik, weil quasi, ja, das ist blöd gelaufen, so auf die Art und das ist halt besonders absurd gewesen.
Und auf der anderen Seite diese breite öffentliche Meinung, die sofort so emotionalisiert war bei dem Thema und auch jeder sowas dazu zu sagen hatte gleich und keiner eine Ahnung hatte wirklich.
Und das ist natürlich was, das sind so diese Beweggründe gewesen, warum ich gesagt habe, okay, shit, wir brauchen da einfach, wir müssen was dazu machen.
Ich habe eh ein bisschen gewartet, ob es wer anderer macht, aber wenn es niemand macht, dann muss ich es halt machen.
Und tatsächlich ist es wirklich total, wie soll ich sagen, frustrierend, wenn man da ständig das Gefühl hat, so jeder hat irgendwie gleich was dazu zu sagen und weiß was dazu oder hat ein Gefühl dazu, aber wirklich die wenigsten, die wenigsten wissen, was da alles die Faktenlage eigentlich ist.
Und ich wusste es ganz am Anfang ehrlich gesagt auch nicht.
Das ist ja auch der Grund, warum ich sozusagen diese Wissenslücke entdeckt habe.
Du hast gerade gesagt, du kannst deine Stimme nicht nutzen, deine politische Stimme oder deine Wählerstimme.
Und das ist eine der Szenen, denn der Film hat mich nicht nur zum Lachen, sondern auch tatsächlich zum Heulen gebracht.
Das war eine der zwei Szenen, wo ich tatsächlich heulend im Kino gesessen bin, ist die Nationalratswahl.
Du hast für mich das perfekte Bild gefunden.
Ich meine, vielleicht sollte man es ganz kurz beschreiben.
Ich beschreibe es kurz.
Es ist ein Zimmer, ein Arbeitstimmer mit einem großen Schreibtisch, außen rum liegen Akten und Olga liegt einfach nur über diesem Tisch und aus dem Off ist die Berichterstattung.
Und ich sage euch jetzt, das Drittel der Wiener, die bei der letzten Wahl und Wienerinnen, die nicht wählen durften, der große Teil der Bevölkerung, die bei der Nationalratswahl nicht wählen dürfen, das ist genau das Gefühl.
Wenn ihr es euch nicht vorstellen könnt, schaut euch das an.
Das ist genau, wie sich das anfühlt.
Ja, ich glaube, wir haben halt tatsächlich während der Wahlen gedreht auch noch und das war sozusagen, hat sich überschnitten, diese Zeit.
Und das war schon eine orge Zeit, weil eben da die FPÖ erster Platz geworden ist.
Und das war irgendwie so, wir wussten zwar, also ich persönlich wusste, okay, der Film ist finanziert, wir werden den fertigstellen.
Aber wir wussten nicht, also ich wusste nicht, was es jetzt in der Praxis bedeutet, wenn wir einen Kickl als Kanzler bekommen.
Einerseits für das Filmschaffen, die Kultur und die Kunst natürlich und andererseits aber für mich ganz persönlich, wenn ich keine Staatsbürgerschaft habe.
Also das ist ein anderes Schaudern, was dann plötzlich ganz, ganz real wird.
Und wo man, glaube ich, finde ich, wie soll ich sagen, man muss die Dinge schon in Österreich auch anfangen beim Namen zu nennen.
Weil ich habe auch oft das Gefühl, dass es dann so, dass man das Gefühl selber hat, na, bei uns wird das eh nie passieren und so weit kann es eh nicht kommen und so.
Und das kenne ich aus meiner Bubble ein bisschen.
Und in Wahrheit sind wir ganz knapp dabei voran, sozusagen vorbeigeschlittert.
Und das kann einfach sich alles über Nacht ändern.
Und so nah dran waren wir seit langem nicht und sind irgendwie davon gekommen.
Aber ich finde, man darf sich darauf auch nicht so richtig ausruhen, leider.
Es ist jetzt nicht sehr optimistisch, was ich hier gerade von mir gebe.
Wir sind ja auch kein, wir sind ja ein Podcast, der auf Dinge hinschaut, die nicht so happy-peppy sind.
Und das ist gut so und das ist auch ein Raum, wo du genau diese Dinge auch aussprechen kannst, weil dafür sind wir auch da.
Was mich sehr fasziniert hat, es kommen ja auch, also du hast ja einige Interviews geführt auch für deinen Film.
Und das sind ja ganz viele verschiedene Personen, die da auch zu Wort kommen in diesen Interviews.
Und also wie bist du zu denen gekommen?
Hast du da vorher schon Leute gekannt?
Waren das Leute von der Straße?
Also wie kann man sich, wie bist du da vorgegangen?
Also es gab einerseits so diesen thematischen, die thematische Säule von den wirklichen Expertinnen,
die wir eingeladen haben zu einem Interview, die wirklich wichtig waren, schon in der Recherchezeit,
aber auch für den tatsächlichen Film letztlich, weil sie dieses fundierte, faktische Wissen rüberbringen sollen auch.
Also das war natürlich auch sozusagen für uns wichtig, dass es da diese Faktenlage mal gibt,
die sonst so wenig auch diskutiert wird im Diskurs, finde ich.
Und dann war aber gleichzeitig von Anfang an auch klar ein Konzept,
es muss auch Raum geben für diese Meinung, die ich die ganze Zeit anspreche,
nämlich für diese öffentliche Meinung, die nicht fundiert sein muss.
Das ist ganz wichtig, dass die einfach auch sein darf, wie sie ist,
weil man daran auch ganz viel ablesen kann, nämlich wie der Diskurs in Österreich auch abläuft
und andererseits auch, was für Gefühle da vielleicht auch vermischt werden
oder welche da auch aufgeschnappt werden von einem emotionalisiert geführten medialen Diskurs zu diesem Thema.
Also das bedingt sich ja auch gegenseitig.
Und auch um zu merken, wie viel Nichtwissen es natürlich auch in dieser breiten Öffentlichkeit leider gibt zu diesem Thema.
Ich glaube, wie war das Zitat mit dem, die Asylanten bekommen dann gleich die Staatsbürgerschaft oder irgend so was?
Zum Beispiel, also so breite, weit verbreitete, ich nenne es jetzt salopp, Kronenzeitung Meinungen,
die einfach sozusagen dann da sitzen und mir erklären,
dass die Leute ihren Asylantrag bekommen und dann ihre Staatsbürgerschaft
und dass das einem geschenkt und nachgeschmissen wird.
Und das ist halt schon interessant, wenn ich es jetzt wirklich diplomatisch formuliere,
wie das sein kann, dass es diese Diskrepanz gibt zwischen jemandem, zwischen der Realität,
nämlich Menschen wie mir, von denen es unzählige gibt und ich kein absurder Einzelfall bin,
die hier geboren sind teilweise, die ihr Leben lang hier arbeiten und Steuern zahlen
und trotzdem nicht eingebürgert werden können, laut Gesetz.
Und diese Vorstellung von diesen Nachschmeißen.
Also ich finde es wirklich, ich bin total überrascht, dass dieses Bild von so einem,
man muss es eigentlich Fake News nennen, so gut funktioniert.
Hast du dann diese Personen, die diese Aussagen gemacht haben, auch konfrontiert mit deiner eigenen Geschichte?
Und was war dann die Reaktion?
Ich habe eben, um das noch abzuschließen, es waren eben dann teilweise Leute,
die wir gezielt eingeladen haben, weil wir wussten, dass sie eine Geschichte zur Einbürgerung zum Beispiel hatten,
dass ich sozusagen die Einzelfallszenario, dass ich das entschärfen kann.
Und dann aber auch Leute, die wir von der Straße eingeladen haben, ganz, ganz viele,
die bei unserem Studio im zweiten Bezirk einfach angesprochen wurden, ob sie sich darauf einlassen würden.
Und viele haben Ja gesagt, zum Glück.
Und das heißt, ich wusste auch oft nicht, wer reinkommt ins Studio und mit wem ich es da jetzt so ganz genau zu tun habe.
Was auch sehr spannend war, weil man sich jedes Mal irgendwie so neu auf ein Gespräch einlassen muss
und dann selber auch seine Vorurteile fallen lassen muss und irgendwie so überlegen muss.
Also ich hatte so einen Fragenkatalog, wo klar war, welche Fragen will ich stellen.
Aber ich habe so die Reihenfolge, also so die Strategie der Interviewführung bei jedem ein bisschen anders gemacht.
So ein bisschen nach Gefühl auch und Einschätzung natürlich.
Aber sozusagen, um auch den Leuten die Möglichkeit zu geben, Dinge frei aus dem Bauch heraus zu beantworten,
nicht zu verkopfen, nicht zu überdenken.
Und nach und nach habe ich ihnen immer mehr Info auch gegeben und auch Info von mir und meiner Geschichte.
Und am Ende wusste jeder von meiner Geschichte.
Und da waren natürlich auch Menschen dabei, die jetzt vielleicht vermeintlich wirklich anderer Meinung sind als ich,
die dann wieder gesagt haben, na gut, das ist wirklich irgendwie absurd.
Also so soll es dann irgendwie doch nicht ganz sein.
Also es war schon, ich würde es jetzt nicht Aha-Moment nennen,
aber es waren schon auch Erkenntnisse auf beiden Seiten möglich, wenn man halt mal redet miteinander.
Also das ist, glaube ich, so der springende Punkt gewesen.
Und ich glaube, deine Geschichte ist in etwa so absurd, wie ein Fall nur sein kann.
Wobei ich auch im Film Beispiele gehört, wo ich gedacht habe, okay, es geht doch noch ein Tick absurder.
Mir ist im Kopf geblieben, das Beispiel, es wird nur erwähnt, das ist keine Person, die gezeigt wird,
der bei Rot über die Ampel gegangen ist und die Verwaltungsstrafe, die nicht gelöscht wurde,
ist dann der Grund, warum man nicht Österreicher werden darf.
Genau, die Verwaltungsstrafen sind in Österreich bei der Einbürgerung ein riesiges Thema,
weil einfach sozusagen die Tatsache überhaupt, dass Verwaltungsstrafen zählen,
weil es geht ja nicht darum, dass ich einen reinen Leumund habe und nicht kriminal straffällig war.
Ja, das ist ja irgendwie eh klar, dass ich das abfrage.
Es wird auch in anderen Situationen abgefragt, auch von Österreicherinnen und Österreichern.
Aber sozusagen die Tatsache, dass ein Strafzettel fürs zu schnell fahren, fürs Falschpacken,
fürs wiederholte Falschpacken, fürs über die rote Ampel gehen, was man eigentlich nicht darf,
für was gab es noch für Beispiele?
Ein Installateur, der mir erzählt hat, dass seine Mitarbeiter auf dem Auto, das auf ihn angemeldet ist,
die Leiter falsch montiert haben, also nicht ordnungsgemäß.
Solche Geschichten sind dann mitunter der Grund, warum sich das Verfahren entweder extrem verzögert oder abgelehnt wird.
Und das ist natürlich besonders tragisch, vor allem dann, wenn man sich eigentlich so wie ich gerade in der Situation befindet,
dass jetzt eigentlich alles passt, aber man jetzt noch die eigene Staatsbürgerschaft,
die ursprüngliche, zurückgeben muss, nämlich in meinem Fall jetzt die serbische.
Das heißt, ich mache mich kurzzeitig staatenlos und gehe dann mit dieser Entlassung von den Serben zu den Österreichern zurück
und sage hier, ich habe jetzt wirklich alles, alles.
Und an diesem Tag wird trotzdem noch einmal ins Strafregister geschaut, auf diese Verwaltungsstrafen.
Und wenn ich dann in der Zwischenzeit einen Zwist mit dem Brandschutzbeauftragten hatte im Stiegenhaus
oder irgendwie, was weiß ich, irgendwelche anderen Verwaltungen,
das ID Austria beim FinanzOnline nicht registriert habe rechtzeitig, ich weiß es nicht,
dann kann es sein, dass die Behörde sagt, bei einer Strafe, na gut, wird schon passen,
aber wenn es jetzt zwei oder drei sind, ehrlich gesagt, na, das ist ja Wiederholungstäterin sozusagen, geht nicht.
Und dann bleibst du staatenlos.
Und das ist wirklich Leuten passiert, mit denen wir für die Recherche auch gesprochen haben.
Und das ist nicht nur bescheuert, sondern es ist auch einfach menschenrechtswidrig,
weil es gibt Konventionen, die sagen, wir dürfen keine Staatenlosigkeit produzieren.
Das ist einfach gegen ein Grundrecht.
Und mit diesem Gesetz und mit diesem Verfahren, wie es gehandhabt wird, auch mit dieser Reihenfolge,
produziert man Staatenlosigkeit.
Völlig absurd.
Für mich ist jetzt überhaupt die Frage, ich finde es ja nicht korrekt, dass du die serbische Staatsbürgerschaft zurückgeben musst.
Absolut, das ist ja das nächste Thema.
Ja.
Es würde dich doch um keinen Deut zu einer schlechteren Österreicherin machen, wenn du serbische Staatsbürgerschaft auch hast.
Ich meine, es gibt ja einen Sonderfall, wo wir eine Doppelstaatsbürgerschaft haben dürfen.
Dieser Sonderfall sind meine drei Söhne, die allesamt Deutsche und Österreicher sind.
Und die haben es gemütlich, weil die haben beide Pässe.
Und die dürfen wählen.
Was mich ein bisschen juckt, muss ich sagen, dass ich nicht darf, aber okay.
Wenigstens mehr Menschen aus meiner Familie.
Ja.
Aber warum ist das bei Kindern möglich und bei Erwachsenen dann auf einmal nicht?
Ich verstehe es nicht.
Das ist so eine Frage, die jedem brennt auf der Zunge, weil man es ja wirklich nicht versteht.
Weil es einfach so ein gewisses Zeitfenster gibt.
Und es ist wirklich ein Zeitfenster, wo diese Doppelstaatsbürgerschaft bei Geburt von unterschiedlichen Eltern möglich ist.
Und wenn man aber diesen Zeitpunkt auch verpasst, also angenommen, ich kriege jetzt übermorgen ein Kind und ich melde das aber nicht rechtzeitig bei beiden Behörden an.
Passt diese Geburtsanmeldung und dann will ich vielleicht noch die österreichische Staatsbürgerschaft noch holen.
Dann zählt es schon wieder als Einbürgerung.
Und in dem Fall muss ich auch meine ursprüngliche wieder zurückgeben.
Also dann gibt es keine Doppelstaatsbürgerschaft, weil sie grundsätzlich eigentlich nicht toleriert wird.
Und das ist natürlich irgendwie so eigentlich wieder eine sehr österreichische Lösung, finde ich, weil es die ganze Zeit die Ausnahme, die Regel bestätigt eigentlich.
Und es gibt dann so viele Doppelstaatsbürger hier und eigentlich wollen wir sie aber nicht.
Und das ist auch für Menschen wie mich, die in diesem Prozess sind, auch so wahnsinnig ungerecht.
Weil man wirklich ja auch das Gefühl hat, das kennt man vielleicht noch aus der Schule.
Das ist so ein Grundbedürfnis, was man haben möchte, nämlich, dass man sich gleichberechtigt behandelt fühlt.
Und wenn das nicht da ist, dann wird man irgendwie, weiß ich nicht, deppert.
Ich frage mich die ganze Zeit, das ist, was das beschäftigt mich, seit ich den Film gesehen habe.
Wir haben, also dieser Mythos, dieser ganz klaren, eindeutigen nationalstaatlichen Identität, das ist ja eigentlich eine völlig absurde Konstruktion.
Komplett.
Weil natürlich, es ist eindeutig ideologisch aufgeladen, warum da so argumentiert wird, das ist eh nichts Neues.
Aber ich stelle mir trotzdem die ganze Zeit die Frage, wir leben doch, so viele Menschen leben mit diesen Teilidentitäten, fühlen sich an unterschiedlichen Orten zu Hause.
Eben bei den Großeltern in Serbien, gleichzeitig da in Wien, vielleicht noch, keine Ahnung, wenn man FreundInnen in einem anderen Land hat, wo man regelmäßig zu Besuch ist, wo man sagt, na, da fühle ich mich ja auch zu Hause.
Also wer eigentlich bestimmt, wo man zu Hause ist und wie sich die eigene Identität auch zusammenstoppelt.
Und das ist, also das ist, was das beschäftigt mich enorm und ich habe auch nachgedacht, was meine eigenen Identitäten und die eigene Familiengeschichte eigentlich da auch alles so zum Vorschein bringt.
Und bin jetzt eigentlich noch viel verwirrter als zuvor, obwohl ich den Luxus der Staatsbürgerschaft habe.
Und deswegen, ja, es ist, in Wahrheit wird da die ganze Zeit eine Konstruktion verteidigt.
Und ich frage mich, wenn man Leute wirklich so schnell auf den Kopf zufragen würde, warum verteidigst du das so und wozu überhaupt?
Und würden Leute, die so selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen, ÖsterreicherInnen zu sein?
Weil ich habe halt das Recht dazu, ja, ich bin ja der Österreicher, meine Großwirtan waren schon Österreicher.
Ob die einfach so ihre StaatsbürgerInnen hergeben würden, also das denke ich mir immer.
Absolut nicht.
Würden sie nicht.
Würden sie nicht.
Das ist genau der Punkt.
Also zwei Dinge fallen mir dazu ein.
Erstens, dass das so, ich habe ja mit vielen Autochtonen, nennen wir es mal so, ÖsterreicherInnen auch für den Film gesprochen,
die ganz selbstverständlich sagen, ich würde meine österreichische Staatsbürgerschaft nicht hergeben.
Ich kenne viele deutsche StaatsbürgerInnen, Schweizer StaatsbürgerInnen in Österreich.
Das sind ja viele, das ist eine große Gruppe, wie wir wissen, in Österreich, die das nicht in Erwägung ziehen, diese Tatsache.
Und obwohl sie sich darüber ärgern müssen, dass sie hier nicht wählen dürfen dann zum Beispiel.
Und obwohl das ein Riesenproblem ist, wenn man seinen Lebensmittelpunkt verlagert hat.
Und da gibt es aber dann von den Autochtonen ÖsterreicherInnen, die vielleicht keine Migrationsbiografie whatsoever haben,
ein großes Verständnis plötzlich.
Und so quasi, ja, das verstehe ich, ich würde meine auch nicht hergeben.
Wenn jetzt aber ich als Serbin oder ein Freund als Türke oder whatever sagt, er will seine nicht zurückgeben,
dann ist es sofort der Verdacht auf so eine Art Loyalitätsbruch und keine Aufrichtigkeit vorhanden
und kein wirklicher Willen Österreicherin zu sein.
Und das ist mir auch in Publikumsgesprächen schon passiert, dass jemand das wirklich entzürnt hat,
dass ich quasi am Ende des Films sage, mir fällt es eigentlich schon schwer, den Serbischen jetzt zurückzugeben,
auch wenn ich die Entscheidung getroffen habe.
Aber die Leute waren emotionalisiert darüber und sagen, aber wenn das dir so schwerfällt,
dann bist du ja keine echte Österreicherin oder so.
Und das, was du, Sarah, am Anfang gesagt hast mit, das würde sozusagen, macht mich nicht geringer Österreicherin,
wenn ich auch noch etwas anderes bin, das scheint noch nicht in den Köpfen angekommen zu sein.
Und ich hoffe zumindest, was diesen Aspekt betrifft, dass es eine Frage der Zeit ist,
weil es Fakt ist, dass die Lage in der Gesellschaft sich so hingehend geändert hat
und dass diese Mehrfachzugehörigkeiten irgendwann so normal sind, dass es nicht mehr so ein Thema sein wird.
Aber lustigerweise, da sind wir wieder bei den Lipizzanern, wenn man sich die österreichische Geschichte rein so demografisch und kartografisch anschaut,
dann war das eigentlich immer schon so, dass man extrem viele verschiedene Hintergründe hatte und Namen und Ding.
Also irgendwie, das ist das, was so einen Widerspruch in sich erzeugt, wo man die Haare sich ausreißen kann,
weil man sich denkt, wie gibt es denn das, dass das am Ende dann so, wie du gesagt hast,
mit Händen und Füßen verteidigt und aufrecht gehalten wird.
Und das ist viel Arbeit auch.
Diese Nationen-Idee aufrecht zu halten ist Arbeit.
Politische Arbeit, öffentliche Arbeit, staatliche Arbeit.
Also völlig absurd.
Wobei ich jetzt ganz kurz noch anmerken will, es begegnet mir nicht so oft, aber es begegnet mir schon auch dieses,
warum willst du deine deutsche Staatsbürgerschaft nicht zurückgeben?
Fühlst du dich hier nicht wohl?
Oder du bist ja keine richtige Österreicherin, wenn du das nicht machen willst.
Und da geht es ja bloß um einen Pass.
Aber das Problem ist, es geht nicht nur um einen Pass, sondern es geht um eine Identität, es geht um eine Familiengeschichte.
Genau, die Familiengeschichte bleibt ja immer die, die es ist.
Und die hat man sich nicht ausgesucht letztlich.
Und ich finde auch, dass das so ein, es gibt dann immer, es sind halt meistens auch Menschen,
die sich des Privilegs nicht bewusst sind, die dann sagen, ach komm, das ist ja nur ein Papier, mach doch einfach.
Einerseits, klar, wollte ich eh einfach machen, ging ja nicht.
Und auf der anderen Seite, es ist eben auch nicht nur ein Papier und für viele andersrum sowieso nicht.
Weil eben so diese, warum sollte man etwas zurückgeben, was man sein ganzes Leben hat?
Also warum sollte man sich von etwas entledigen müssen?
Ich finde, da gibt es natürlich praktische Fragen, die immer so kommen.
So etwas wie, für welches Herr wird man dann eingerückt und weiß ich nicht was.
Da gibt es genauso praktische Lösungen dafür.
Also es ist nicht so schwierig.
Es ist jetzt nicht so ungewöhnlich und ich glaube, es wäre extrem handelbar.
Und man sieht es ja auch an den ganzen Ausnahmen wieder,
wie Doppelstaatsbürgerschaft auch sehr gut im praktischen Alltag funktioniert.
Das heißt, es ist irgendwie so, einfach dieses Thema und diese ganze Sache mit dieser Nationenidee ist in Österreich besonders widersprüchlich und absurd und dadurch natürlich auch so frustrierend,
weil am Ende dann nur übrig bleibt so ein Stehsager von, ja, das ist ein hohes Gut und wir müssen das verteidigen.
Was müssen wir verteidigen?
Bei der österreichischen Geschichte finde ich es ja noch einmal spannender, weil wenn man dann irgendwie mit Menschen spricht und die dann sagen,
ja, also ich habe ja eigentlich einen tschechischen Nachnamen, weil mein, keine Ahnung, Uru-Opa, seinerzeit K und K, bla bla,
Aber das ist ja in Ordnung, weil das war ja damals noch kein und K Zeit und das ist ja quasi, da ist man ja dann noch ein österreichischerer Österreicher.
Und da merkt man, wie sich das dann so zusammenkonstruiert zu einer in Wahrheit ja auch wahnsinnig verkitschten Identität zwischen Mozartkugel und Lipitana und Sissi irgendwie.
Und also das ist das eine und das andere ist ja, ich formuliere es jetzt ein bisschen salopp,
ich glaube, da haut es den ÖsterreicherInnen manchmal nur so ein bisschen den Minderwertigkeitskomplex raus.
Also einerseits das, was von Österreich übrig blieb nach dem Ersten Weltkrieg und was auch sozusagen diese Externalisierung von Schuld nach 1945.
Ich glaube, dass das einfach alles so miteinander vermanscht wird und das auch so ein bisschen erklärt,
warum die Österreicher oder viele Österreicher ganz besonders versuchen, so eine österreichische Identität zu stricken,
auf die man so wahnsinnig stolz sein kann.
Also von Cordoba über, keine Ahnung, Skifahren und schöne Landschaften etc.
Aber das ist ja nicht die österreichische Bunschkrapferl.
Also aber das ist ja, also das ist ja immer, da sind wir wieder bei der Konstruktion.
Ja, aber Radetzky Marsch und Neujahrskonzert, also das ist ja wirklich unfassbar.
Ich glaube, du hast sicher recht, aber ich bin trotzdem froh, dass du es jetzt gesagt hast und nicht ich,
weil ich möchte nicht die sein, die sagt, Österreich hat ein Minderwertigkeitskomplex.
Aber ich würde es vielleicht auch gar nicht unbedingt, man muss es nicht einmal Minderwertigkeitskomplex nennen,
sondern ich würde da vielleicht auch eher den ehemaligen Diplomaten Emil Briggs zitieren,
der in meinem Film auch vorkommt, der auch einen sehr schönen Text oder viele schöne Texte auch über die österreichische Identität auch geschrieben hat.
Und der halt sagt, das hat was vielleicht mit einer Unsicherheit der österreichischen Identität zu tun.
Also wo man einfach nicht so genau weiß, wohin man sich jetzt eigentlich verorten soll.
Und ganz lange nach dem Weltkrieg war es eigentlich quasi erst einmal nur die Abgrenzung zu den Deutschen.
Und das ist jetzt einmal das Wichtigste.
Wir sind nicht deutsch.
Das macht uns zu etwas anderem.
Was genau das ist, ist bis heute ein bisschen ungeklärt.
Aber es ist auf jeden Fall nicht deutsch, da sind wir uns einig und das funktioniert.
Und deswegen ist Cordoba auch so wichtig.
Also das ist wieder so identitätsstiftend für alle Jahrhunderte.
Und das ist ja auch so etwas, wo man sich denkt, bitte.
Also langsam wird es irgendwie ein bisschen absurd.
Und gleichzeitig, das muss ich auch noch dazu sagen, weil du vorhin gesagt hast mit Familiengeschichte und so weiter.
Es gibt ja auch, es gibt einen sehr schönen Film vom Nikolaus Geierhalter, der heißt
Jetzt fällt es mir gerade nicht ein, irgendwas mit Grenze.
Die bauliche Maßnahme, so heißt der Film.
Und es geht ein bisschen um ein anderes Thema, aber es ist ein bisschen ähnlich trotzdem.
Und da wird eine Frau gefragt in Tirol, fühlen Sie sich als Österreicherin oder fühlen Sie sich als Europäerin?
Und Ihre Antwort ist, ich bin Tirolerin.
Und das finde ich so wahnsinnig bezeichnend wieder, weil das auch sozusagen diese Beliebigkeit und Absurdität von einer Nationenbildung zeigt.
Nämlich, ich kann ja auch vielleicht eine Familiengeschichte in Kärnten haben und jetzt irgendwie so zwiegespalten sein.
Boah, bin ich Kärntnerin? Bin ich Wienerin?
Mein Herz schlägt für beides.
Zufällig ist beides Österreich und zufällig ist beides dann unter einem Reisepass und irgendwie unter einer Gesetzesgebung.
Aber die Identitätssache ist ja viel kleinteiliger noch.
Und bei manchen wird es dann so toleriert und bei manchen halt ist zufällig eine bauliche Maßnahme dazwischen.
Also das ist so arbiträr alles, dass es dann wieder so beliebig ist, dass es nicht erklärbar ist am Ende des Tages eigentlich.
Aber da mag ich jetzt ohne das Fass Zweitsprache noch wirklich aufzumachen.
In meiner Erfahrung als Lehrkraft und als jemand, der jetzt seit langem in Wien wohnt, ist es so, dass es gute und schlechte Erstsprachen gibt.
Also wenn man zweisprachig ist und Deutsch als Zweiter hat, dass es gute und schlechte Erstsprachen gibt.
Gilt das für Staatsbürgerschaften auch? Gibt es gute und schlechte Erststaatsbürgerschaften?
Ich würde sagen, es ist ziemlich genau deckungsgleich.
Leider, weil es gibt sehr viele Leute, die mir stolz erzählen, dass sie stolze Doppelstaatsbürger sind.
Französisch und Österreichisch oder Schweiz und Österreichisch.
Genau. Oder Englisch, Britisch und Österreichisch.
Toll oder weiß ich nicht.
Ja, ganz, ganz viele, wo man einfach das Gefühl hat, so wow, toll und spannend und interessant und die Sprache ist sowieso super und die wollen wir eh lernen und so.
Die Realität, nämlich wie viele Franzosen leben eigentlich in Österreich und wie viele vom Balkan leben in Österreich, sieht ja ganz, ganz anders aus.
Und das wäre so unglaublich für mich natürlich unvorstellbar, aber es wäre so wünschenswert, wenn alle sagen würden, ich lerne jetzt Serbisch, weil ich brauche das fast schon in Österreich.
Und das ist viel naheliegender, als dass ich eigentlich Französisch lerne.
Und das ist aber leider eine Sozialisierung, die wirklich wertend ist und bewertet und für Menschen, die diese Erfahrung haben, auch wirklich schierig sein kann, finde ich.
Und auch diese ganzen jungen Menschen, die ich in meinem Film interviewt habe, da fällt mir jetzt die Sudanesin ein zum Beispiel, die halt sagt, sie hat ganz lange sich dafür geschämt, Arabisch zu sprechen vor dem österreichischen Alltag.
Genauso wie ich mit meinem Serbisch.
Und das ist etwas, das müssen wir der nächsten Generation abtrainieren, weil Zweisprachigkeit ist immer ein Gewinn.
Und das ist ein Talent und das ist einfach ein Asset und kein negatives Ding.
Und genauso würde es sich auch in der Doppelstaatsbürgerschaft abbilden, dann diese Mehrfachzugehörigkeit.
Also ich finde, da gibt es so wenig Argumente dagegen, die halten.
Es gibt viele Argumente dagegen, aber keine, die wirklich fundiert sind.
Weil diese Argumente gegen die Doppelstaatsbürgerschaft lassen sich so schnell entkräften, wenn man sie einzeln da hat.
Also gerade dieses mit dem, ja wo machen die dann Wehrdienst?
Ja in einem von beiden Ländern.
Da gibt es Verträge.
Meine Jungs müssen sich für eins der beiden Länder entscheiden.
Das ist ganz einfach.
Es ist super einfach.
In welchem Land dürfen die dann wählen?
Na in dem, in dem sie leben.
Es lässt sich alles so simpel eigentlich lösen.
Das ist ein wichtiger Punkt, den du meinst, weil ich finde, also simpel, wurscht jetzt ob es simpel ist oder nicht, aber es lässt sich lösen.
Und das ist ganz, ganz wichtig zu verstehen, finde ich auch, das immer wieder bei diesem beim Namen nennen.
Das sind politische Entscheidungen, die willkürlich getroffen worden sind im Laufe der Jahre und jetzt immer wieder neu getroffen werden.
Und sie könnten auch anders getroffen werden.
Also das ist, das ist schon, weil ganz viele Leute sitzen dann immer so da und denken sich, boah, wie ist das eigentlich passiert, dass wir so das strengste Einbürgerungsgesetz der Welt erfasst haben.
Ja, das ist so gewachsen historisch und jetzt ist das irgendwie so und war halt immer so.
Nein, es ist auch einfach änderbar.
Und das ist, glaube ich, so dieser politische Wille zur Änderung auch ist natürlich in Österreich ein bisschen rostig, aber ginge.
Es wäre, man bräuchte nur eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat.
Es ist änderbar.
Da möchte ich jetzt an der Stelle ganz kurz einhaken.
Es gibt nämlich eine Petition zu dem Thema.
Es gibt eine Petition, dieses Staatsbürgerschaftsrecht endlich auf ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht zu ändern.
Und wir hauen euch den Link dazu in die Shownote.
Bitte seid so lieb und unterschreibt es dort.
Das wäre so wichtig.
Ja, voll gut.
Die ist nicht von mir, die Petition, möchte ich auch dazu sagen.
Nein, die ist sogar tatsächlich von einer politischen Partei.
Genau.
Aber ich möchte nur auf einen Punkt zu sprechen kommen, weil du vorher schon, Olga, das Thema Privilegien angesprochen hast.
Und ich lade alle, die Lust drauf haben und diese Folge hören, auf ein kleines Experiment ein.
Weil ich war so fasziniert, Olga, von dem, wie du da diese Dokumente zusammenträgst im Film.
Also was man da alles braucht und das in der Übersetzung und das in der Übersetzung.
Keine Ahnung.
Und ich habe mir dann zu Hause versucht, diese Dokumente, also vor allem die Schulzeugnisse, wo ich habe keine Ahnung, wo mir folgte Zeugnisse.
Ich habe nicht den blassesten Schimmer Ahnung.
Geschweige denn vom Gymnasium, nur von den einzelnen Klassen, die Zeugnisse.
Ich weiß nicht, wo die sind, ich schätze bei meinen Eltern.
Und ich weiß nicht, wie hoch der Anteil dann an Dokumenten war, die ich dann tatsächlich zusammengekratzt habe.
Aber es war bei weitem nicht das, was notwendig ist als Nachweis.
Und dann noch das in Übersetzung.
Beglaubig der Übersetzung.
Beglaubig der Übersetzung.
Also kannst du einen groben Überblick geben über das, damit Leute, die eben die Privilegien haben, sich keine Gedanken darüber machen zu müssen.
Kannst du dir das ein bisschen einen Überblick geben, was man da alles braucht?
Also grob.
Oder die schönsten Beispiele für besonders umständlich.
Genau.
Ich meine, ich finde, das ist ja auch völlig, das ist mir schon noch wichtig zu sagen, es ist ja auch klar, dass es Kriterien geben muss.
Und dass man auch Dokumente vorlegen muss, ist auch klar.
Also es ist wichtig und klar, dass man irgendwie Beweise liefern muss.
Aber die Liste, die man da bekommt, ist tatsächlich wahnsinnig umfangreich.
Hat sehr viele so, wenn das, dann das Zusätze.
Also da kommt man sehr schnell in so einen Irrgarten hinein, wo man seine Biografie so durchspielen muss irgendwie.
Und das Komplizierteste ist in meiner Erinnerung so ein bisschen die, einerseits die Wohnsituation,
weil man muss wirklich die letzten, je nachdem welchen Betrachtungszeitraum man in Frage kommt vom Gesetz,
also mindestens sechs Jahre, wenn man hier geboren ist, aber eigentlich meistens zehn Jahre,
alle Wohnsitze zurückverfolgen und von allen Wohnsitzen dann nicht nur, also wenn man einen Mietvertrag gehabt hat,
super, dann ist es erledigt.
Aber wir hatten zum Beispiel die Situation, ich und mein Mann, dass wir in einer Zwischenwohnung gewohnt haben,
die seiner Mutter gehört hat zum Beispiel.
Das heißt, wir hatten keinen Mietvertrag.
Wir haben dort gratis gewohnt und haben Betriebskosten gezahlt.
Und dann musst du rückwirkend sozusagen, weil das halt in diesen Betrachtungszeitraum reinfällt,
jetzt irgendwie die Passkopien und ein Eigentumsnachweise von den Besitzern dieser Wohnung bekommen.
Jetzt ist in meinem Fall meine Schwiegermutter und ich kann das alles bekommen.
Aber es gibt viele Fälle, wo das, also da findet man vielleicht die Besitzer gar nicht mehr
oder die wollen dir keine Passkopie schicken, weil so.
Das heißt, das finde ich schon auch sehr interessant, dass das so, was bringt das?
Ich war ja gemeldet.
Laut Meldegesetz habe ich meine Pflicht erfüllt.
Warum muss ich da jetzt irgendwelche Mietverträge oder irgendwelche Eigentumsnachweise von fremden Menschen einholen?
Das kann ich mich erinnern, ist sehr absurd gewesen und war mir auch zum Teil trotzdem unangenehm,
obwohl es meine Schwiegereltern sind, dass sie mir das überhaupt zur Verfügung stellen müssen für meinen Staatsbürgerschaftsantrag.
Und da kommt jetzt auch wieder dazu, jetzt rede ich aus einer privilegierten Position so,
ich wohne gratis in einer Eigentumswohnung von meinen Schwiegereltern,
Aber ganz viele zum Beispiel früher geflüchtete Menschen,
Menschen, die am Anfang ihrer Österreichszeit in unterschiedlichsten VGs gewohnt haben
oder von Heim zu Heim geschickt wurden und immer neue Meldeadressen hatten.
Da gibt es Leute, die haben dann in sechs Jahren zwölf Meldeadressen.
Und von allen diesen Adressen braucht man einen Nachweis und auch einen Nachweis von allen Mitbewohnenden.
Also wer hat da gewohnt und haben diese Mitbewohner mit Sozialhilfe gezogen?
Und dann wird es überhaupt komplett absurd, weil das ist das Beispiel,
was der Politikwissenschaftler Gerd Walschers in meinem Film auch erklärt.
Da muss man dann mitunter echt beweisen, dass man zum Beispiel getrennte Kühlschränke gehabt hat in dieser WG
oder nur für sich eingekauft hat, damit man nicht unter den Genuss von der Sozialhilfe des Mitbewohners gefallen ist,
weil man dann selber auch rausfällt.
Und da sind wirklich Dinge, okay, es ist schikanös, da sind wir uns alle einig,
aber es ist auch unglaublich aufwendig für sowohl Behörden als auch Antragstellende,
das zu beweisen, bewerkstelligen, vorzulegen, kopieren, scannen und so weiter.
Also das ist eine Sisyphus-Arbeit, die erfunden wurde, wo man nie fertig wird auch.
Und das ist schon absurd.
Und das Letzte, was mir dazu einfällt, ist die Einkommensnachweise.
Die sind auch unheimlich kompliziert und vor allem nicht nur kompliziert,
sondern schwierig zu berechnen, weil es darum geht, dass dir Geld übrig bleiben muss,
nachdem man seine Fixkosten sozusagen bezahlt hat monatlich.
Bei manchen ist es Miete, bei anderen sind es Kredite.
Auch Privatkredite zählen damit rein, also alles, was laufende Kosten sind.
Stromkosten, Versicherungskosten werden sozusagen erhoben.
Und dann muss am Ende ein Betrag X übrig bleiben.
Und das ist bei einer Einzelperson circa 1500 Euro,
was extrem schwierig zu erwirtschaften ist für eine Einzelperson.
Das heißt, wählen dürfen nur Täti genug verdienen, heißt das unterm Strich.
Und das ist auch eine Katastrophe.
Das heißt, eine Lehrerin darf problemlos hier unterrichten,
darf politische Bildung unterrichten und darf nicht wählen, weil sie nicht genug verdient.
Ist ein sehr realistisches Szenario.
Ein sehr realistisches Szenario leider.
Da fällt mir jetzt aber noch was ein dazu.
Das eine ist, ich habe schon den Eindruck, diese ganzen Absurditäten,
the cruelty is the point.
Also da geht es nicht darum, dass man wirklich sagen will,
wir wollen die Bestmöglichen, sondern da geht es einfach darum,
Leute zu schikanieren.
Also weil gerade so Sachen wie diese Verwaltungsstrafen
mit dem über die Ampel gehen bei Rot oder
Schulzeugnisse aus der Volksschule bringen,
Da geht es ja nicht wirklich darum, irgendwie was rauszufinden,
sondern da geht es ja nur darum, um Leute zu quälen.
Das ist das eine.
Und das andere ist, es ist schon heftig,
wie perfekt man sein muss, um Österreicher zu werden
und wie wenig perfekt man sein muss, um Österreicher zu sein,
wenn man mit den richtigen Eltern geboren ist.
Voll.
Das hast du, glaube ich, ganz gut auf den Punkt gebracht.
Das ist, ich will nicht sagen, ein Ding der Unmöglichkeit.
Das stimmt nicht.
Aber es ist ein extrem hohes Maß, was gesetzt wird an,
wenn du Österreicherin werden willst,
dann musst du das wirklich beweisen.
Und wir schauen darauf, dass unsere Gesetze,
dass du diese Beweise wirklich bringen musst.
Das entscheiden wir, was das für Beweise sind.
Und das mit den Schulzeugnissen, das verstehe ich ja bis heute nicht,
weil eigentlich müsste ja das Matura-Zeugnis reichen,
weil es ging ja da auch um die Deutsch-Nachweise, Deutschkenntnis-Nachweise.
Wenn ich maturiert habe in Österreich, dann ist davon auszugehen, dass ich Deutsch spreche.
Warum muss ich jetzt alle anderen Zeugnisse, sogar die Halbjahreszeugnisse,
die meine Mutter zum Glück irgendwo aufgewahrt hat, vorweisen?
I don't know.
Wirklich, konnte mir auch keiner beantworten.
Jetzt zur abschließenden Absurdität.
Musstest du dann wenigstens auch eine Übersetzung bringen von deinen österreichischen Zeugnissen oder nicht?
Das zumindest nicht.
Aber es ist wirklich, es ist tatsächlich, wie soll ich sagen,
es ist, vielleicht ist die Entscheidung nicht so, wir wollen die Leute schikanieren.
Das ist ja jetzt ein bösartiger Begriff.
Aber wir wollen es ihnen so schwer machen, wie nur irgendwie möglich,
dass sie Österreicherinnen werden.
Und ich finde, und das ist mir schon noch ganz wichtig,
noch vielleicht abschließend zu sagen,
Das macht auch was mit uns, die hier aufwachsen als Nicht-Österreicherinnen.
Dieses Wissen, irgendwann, also ich muss Leistung bringen,
ich muss in dieser leistungsorientierten Gesellschaft eh schon noch perfekter sein
als meine österreichischen Nachbarn, Menschen, Mitschüler.
Weil ich kann es mir nicht leisten, irgendeinen Fehltritt zu machen, egal welcher Art.
Sonst wird es mit der Staatsbürgerschaft nichts.
Und das ist, finde ich, das verdirbt einfach Menschen.
Ganz ehrlich.
Das und ich finde auch, also das mit der roten Ampel,
das ist für mich so ein Beispiel.
Es nimmt auch Leichtigkeit.
Naja, sicher.
Weil ich denke mir, wie oft, ich weiß es nicht,
und zwar in der Früh am Wochenende mit Freundinnen,
da fällst du irgendwie aus einem Lokal raus
und latscht über die Straße und denkst dir,
ja, wurscht, kommt nicht raus.
Natürlich.
Und ich finde, das ist auch...
Ja, und ich finde, das gehört doch auch dazu.
Man darf doch auch als Staatsbürgerin, egal welchen Land,
also als Bürgerin einer Gesellschaft,
darf man auch sich herausnehmen,
hin und wieder absichtlich oder unabsichtlich Verwaltungsübertritte zu leisten,
wenn man sie bezahlt.
Und das macht man ja meistens so,
oder vielleicht gönnt man sich sogar noch die Mahnung, worum geht es?
Es kann ja nicht darum gehen, ob ich jetzt deswegen ein guter Teil
oder ein schlechter Teil der Gesellschaft bin.
Vor allem, weil es oft auch wirklich unfreiwillig passiert
und viele Dinge einem passieren, weil der Alltag sie bringt.
Also das finde ich ist wirklich, das sollte nichts darüber aussagen,
ob ich jetzt Teil dieser Gesellschaft werden soll, der ich eh schon bin,
weil ich hier Steuern zahle und mich an die Gesetze halten muss,
ja eben auch an diese Gesetze.
Ich muss ja die Strafe trotzdem zahlen, wenn sie kommt.
Ja.
Da fand ich auch das Beispiel von dem Maler, glaube ich, war das,
wo die Leiter falsch montiert war.
Der Installateur, genau.
Das fand ich da auch so gut, weil es, ich meine,
wie viel mehr Teil der Gesellschaft kann man sein als ein Installateur?
Eine Firma zu haben.
Man hat eine eigene Firma, man hat Angestellte, man leistet,
ich meine, ich bin jetzt nicht die große Freundin davon,
Menschen in produktive Teile der Gesellschaft einzuteilen
und weniger produktive.
Nur wenn wir jetzt schon sagen, wir wollen die in Anführungszeichen,
vielen Anführungszeichen, Guten haben,
dann kann ich doch sagen, bitte so ein Installateur,
wie können wir den in Österreich halten?
Wir brauchen die.
Und nicht, oh mein Gott, die Leiter war um zwei Grad zu schräg am Auto montiert,
weil es war sicher so eine Absurdität.
Das war nicht ein, da hat die Leiter ohne Spanngurt rumgefahren,
sondern das war irgendwas völlig Absurdes.
Und das dann so Menschen noch extra schwer zu machen.
Ich verstehe das auch nicht.
Und irgendwann wird diesem Land, werden diesem Land die Ressourcen ausgehen.
Ich sage es ganz ehrlich.
Entweder es gibt dann die alten Menschen,
die es jetzt schon in Übermasse gibt.
Und die Jungen sind da und arbeiten vielleicht,
aber dürfen nicht wählen.
Das heißt, sie fühlen sich sowieso nicht gesehen.
Und das ist ja auch, wenn ich mich nicht gesehen fühle von der Gesellschaft,
dann engagiere ich mich auch nicht,
dann mache ich auch nicht mit,
dann ist mir das doch alles vollkommen egal eigentlich.
Das heißt, das kann man jetzt gut oder schlecht finden.
Das ist Fakt.
Also das wird sich, das wird, weiß ich nicht, was da rauskommen wird.
Und wenn immer so beklagt wird, diese Parallelgesellschaften und was weiß ich was,
das ist doch genau eine Art, eine Parallelgesellschaft zu schaffen,
indem ich die Leute ausschließe von politischen Prozessen,
vom Wählen, vom Teil von Österreich sein dürfen.
Jetzt völlig wurscht, welche Nationalität sie haben.
Eigentlich sollte ich, wenn ich jetzt sage, ich will diese Parallelstrukturen vermeiden,
doch darauf hinarbeiten, dass sich alle Menschen als Teil der Gesellschaft fühlen können.
Genau.
Es ist, da gibt es, und das ist vielleicht ein positiver Abschluss auch des Themas,
da gibt es wirklich schon ganz viele Studien dazu.
Das ist keine Erfindung vom Film oder von uns.
Dass wenn man zum Beispiel jetzt beim Thema Staatsbürgerschaft
sehr, sehr viel früher ins Boot geholt werden würde
und sehr viel früher damit aufwächst, dass man eben diese Sicherheit auch hat
und diese Zuerkennung hat,
dann würde das die Integration maßgeblich verschnellern und verbessern
und ein Katalysator dafür sein.
Während wenn man es so wie es jetzt ist,
nämlich dass man es quasi immer so am Ende eines gelungenen Integrationsprozesses hält,
was auch immer das heißen mag und wer auch immer das gerade entscheidet,
dann hat man die Leute schon verloren.
Also das ist einfach, das ist so logisch und nachvollziehbar auch.
Und ich finde, da gibt es so wenig, was das widerlegen könnte.
Das heißt, auch da gibt es wieder Lösungen, wo man sagen kann,
das ist doch klar, dass das eigentlich für uns alle dann besser wäre.
Ja, möchte man glauben, manche leben davon, es geht genau das Gegenteil zu tun.
Also leben politisch davon und in der Propaganda davon,
möglichst dafür zu sorgen, dass dieses Weghalten und dieses in die Unsichtbarkeit treiben
und dieses vermeintliche angebliche Parallelgesellschaften produzieren.
Das ist natürlich Absicht.
Weil wenn diese Probleme gelöst werden, dann hätten einige auf einmal keine Inhalte mehr für ihre Facebook-Kampagnen.
Sag es mal so.
Das scheint mir auch so.
Ja, aber die Frage ist, wie lange das gut geht.
Weil irgendwann ist einfach die Demokratie, die Zahlen von unserem Demokratieproblem sprechen für sich.
Ja, also gerade in Wien, aber natürlich für ganz Österreich.
Und das ist ja auch so was, mache ich jetzt nicht extra auf,
aber komme ursprünglich aus Oberösterreich und bin jetzt seit zwei Jahren in Wien.
Und es ist immer so, also auch da haben wir ein Gefälle drin zwischen Land und Stadt
und wie da Identitäten, wie erzählt werden und begründet werden und konstruiert werden,
ist ja auch noch einmal was ganz anderes.
Absolut.
Da kommt es ja teilweise darauf an, aus welcher Ort du kommst,
und dass sich zwei Orte, die nebeneinander sind, nicht miteinander verhalten.
Ja, ja, genau.
Also es ist wirklich, also da wären wir eigentlich wieder beim Anfang.
Aber ich finde das Stoßwort von dir, liebe Olga,
also dessen positiven Ausblick, dass es Lösungen gäbe, wenn man nur wollen würde,
eigentlich an dieser Stelle sehr passend.
Wo kann man deinen Film sehen, beziehungsweise bist du gerade unterwegs damit?
Gibt es den vielleicht auch irgendwann im Stream?
Hast du da Infos für uns?
Genau, also der Film läuft aktuell in den österreichischen Kinos.
Wir haben jetzt noch Kinos dazugewonnen, was großartig ist.
Also ab Montag läuft er in insgesamt 29 Kinos in ganz Österreich,
also auch in den Bundesländern.
Wir haben sehr viele Anfragen für Schul-Kino-Rorstellungen aus Bundesländern auch.
Also es ist wirklich sowas ins Rollen gekommen.
Wir haben jetzt, glaube ich, wir sind jetzt circa bei 17.000 Besucherinnen,
bislang Anfang Oktober, was für einen kleinen Dokumentarfilm diesen extrem super ist.
Fantastisch.
Und ich glaube, genau, man kann wirklich einfach, am besten ist wirklich, man schaut bei falter.at
und gibt den Titel ein, weil da gibt es wirklich alle Kinos in ganz Österreich.
Und dann kann man sich das nächste in seinem Umfeld suchen und zu einer Vorstellung gehen.
Herzliche Einladung.
Das wäre natürlich großartig für das Thema und für den Film.
Und irgendwann, weil der ORF auch mitfinanziert hat, wird es eine ORF-Ausstrahlung geben.
Was natürlich für diesen Film auch super ist, weil es dann noch einmal in ein anderes Publikum kommt.
Das wird aber erst nach der Kinosperre oder Kinoauswertung sein.
Also wahrscheinlich irgendwann nächstes Jahr.
Ja, super.
Also von uns die wärmste, wärmste, wärmste Empfehlung überhaupt.
Schaut euch diesen Film an.
Er ist großartig.
Schaut ihn.
Also es lohnt sich auch, ein zweites, drittes, viertes Mal anzuschauen.
Und schleppt eure Freunde und Freundinnen mit.
Geht es nicht allein ins Kino.
Nehmt Menschen mit.
Ich habe gelacht.
Ich habe geweint.
Der Film ist absurd.
Und er endet auf einer absoluten High-Note für mich.
Ich sage immer, man kann diesen Film auch mit seinen Schwiegereltern oder Nachbarn oder Feindinnen anschauen.
Und es ist trotzdem vielleicht ein ganz netter Abend.
Und wie gesagt, ich hatte es bei dem Thema wirklich nicht erwartet.
Es ist eine völlige Filmempfehlung.
Ich habe mir gedacht, es wird ein bisschen trocken.
Also es ist alles Mögliche, aber trocken ist es nicht.
Definitely.
Danke.
Liebe Olga, wir stellen unseren Podcast-GästInnen am Schluss immer eine Frage.
Es ist immer die gleiche Frage.
Bei dir möchte ich sie etwas umformulieren, weil ich weiß, dass du dir das mehrfach schon gedacht hast.
Und wahrscheinlich auch im Laufe der Folge, wir uns das alle gedacht haben.
Wir fragen immer danach, wann du dir das letzte Mal What the Fuck gedacht hast.
Ich würde mir wünschen, dass du einen What the Fuck Moment findest, der nichts mit dem Staatsbürgerschaftsrecht zu tun hat.
Genau, weil da gibt es, da überschlägt sich das Wort.
Genau.
Ja.
Boah, scheiße, da hätte man sich vorbereiten können wahrscheinlich.
Das ist immer Absicht, dass man das vorher hört.
Ja, aber wenn ich alle eure Folgen gehört hätte, dann wüsste ich es.
Das ist wahrscheinlich nicht.
Es hat indirekt was mit dieser Erfahrung zu tun, aber nicht wirklich.
Und zwar bin ich ja seit mittlerweile das sechste Jahr im Bildungsbereich tätig und unterrichte als Quereinsteigerin.
Und da ist es eben so, dass man, das dauert immer alles, es ist auch wieder so bürokratisch, deswegen streift es ein bisschen ähnlich nur, es ist ein ganz anderes Thema, aber es dauert alles wahnsinnig lang, bis man eingestuft wird, bis man einen Vertrag kriegt und so weiter.
Und bei mir hat das sage und schreibe fünfeinhalb Jahre gedauert, bis ich ein sogenanntes Beamtinnen-Gelöbnis in meinen Postkasten zugeflattert bekommen habe, wo drinnen steht, dass ich irgendwie unparteiisch unterrichten werde und weiß nicht, irgendwie so einen Satz, den man unterschreiben muss.
Und da dachte ich mir kurz so, what the fuck, ich berichte ja schon seit fünf Jahren.
Und jetzt wollen sie von mir dieses Gelöben haben.
Sehr lustig.
Wobei das völlig Absurde daran ist, ja, die lassen sich fünfeinhalb Jahre Zeit damit, aber wehe, du bestätigst das nicht in den nächsten 14 Tagen.
Richtig, das ist natürlich Teil der österreichischen Bürokratie und das zeigt auch wieder so, wie träge das manchmal alles funktioniert.
Ich habe letzte Woche gleichzeitig meinen Vertrag von vor viereinhalb Jahren, meine Verlängerung für das Jahr 2023, 2024 und meine Verlängerung für das Jahr 2024, 2025 unterschrieben.
Genau.
Gleichzeitig.
Aber es musste sofort sein.
Ja, genau das.
Ein wirklicher Wort de Fad.
Ja, hat wieder was mit Bürokratie zu tun, aber doch ein sehr anderes Ressort.
Verlieg.
Aber bitte, wir verstehen nicht, warum will keiner Lehrerin werden, wir verstehen es nicht.
Warum ist ein Lehrerin?
Das ist doch so ein toller Job.
Ist es eh.
Gut, dann bleibt mir an dieser Stelle dir herzlichen Dank zu sagen, dass du gekommen bist, Olga.
Es war fantastisch, dass du dir die Zeit genommen hast.
Sehr gerne.
Und unsere Hörenden bitte ich heute, geht es in einen Film, unterschreibt die Petition und hinterlasst uns eventuell eine Bewertung dort, wo ihr uns gefunden habt.
Dankeschön und bis zum nächsten Mal.
Tschüss.
Papa.