Special: Österreichische Innenpolitik WTF?!
Analyse mit Werner Reisinger.
05.01.2025 47 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wir sind Kathrin und Sarah und unterhalten uns mit Menschen, die ihr aus völlig anderen Zusammenhängen kennt über außergewöhnliche Dinge, die ihr bisher nicht wusstet.
Diesmal unterhalten wir uns mit Werner Reisinger über die aktuelle österreichische innenpolitische Situation.
Werner Reisinger ist Journalist, studierter Zeithistoriker und Politikwissenschafter. Seit 2005 war er als Redakteur und Gestalter für den ORF (ua. Club 2, Zeit im Bild, Im Zentrum) tätig, von 2015 bis 2019 Innenpolitikjournalist für die „Wiener Zeitung“. Seit 2020 ist er Wien-Korrespondent der deutschen "Augsburger Allgemeine" und schrieb auch im Österreich-Team der "Süddeutschen Zeitung".
Bluesky: @wernerreisinger.bsky.social
Quellen & Lesetipps:
Anton Pelinka “Der Preis der Salonfähigkeit. Österreichs Rechtsextremismus im internationalen Vergleich” https://www.doew.at/cms/download/bvfs9/pelinka_rechtsextremismus-1.pdf
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Transkript
Sarah: Hey, hier sind
Quati: Kathrin
Sarah: und Sarah.
Quati: In den letzten paar Tagen war in Österreich innenpolitisch so viel los,
dass unsere deutschen NachbarInnen und generell Menschen außerhalb Österreichs
irgendwie den Überblick verloren haben.
Sarah: Ich kann Ihnen das echt nicht übel nehmen. Es ist ja auch wirklich kompliziert.
Quati: Deshalb haben wir uns gedacht, wir machen für euch eine Zusammenfassung. Zu eurer Info.
Wir nehmen diese Folge am 5. Januar/Jänner am Abend auf.
Sarah: Also, previously in Österreich.
In der Republik Österreich wurden gerade die Koalitionsverhandlungen abgebrochen.
Und das, obwohl hier sehr viel auf dem Spiel steht.
Quati: Dann lass uns doch mal kurz vorstellen, wer hier eigentlich alles mitspielt.
Die handelnden Personen:
Herbert Kickl, Obmann der Freiheitlichen Partei Österreich.
Die Freiheitliche Partei ist als rechtsextreme Partei einzustufen.
Warum, wieso, weshalb?
Könnt ihr beispielsweise bei Anton Pelinka nachlesen.
Ihr findet den Text in den Shownotes.
Nun, diese Freiheitliche Partei erzielte bei den Nationalratswahlen im September 2024
28,8 Prozent und erreichte vor der ÖVP und der Sozialdemokratischen Partei Platz 1.
Im Wahlkampf präsentierte sich Herbert Kickl als sogenannter Volkskanzler.
Ja, ihr ahnt es, das ist ein historisch einschlägiges und problematisches Wording.
In ihrer Ideologie ist die Freiheitliche Partei vergleichbar mit der deutschen AfD.
Und die beiden Parteien sind erwartungsgemäß eng miteinander verbunden.
Sarah: Im Wahlprogramm fordert die Freiheitliche Partei Dinge wie eine Meldestelle gegen politisierende Lehrer*innen,
lehnt die medizinische und pflegerische Versorgung von Asylwerber*innen ab mit wenigen Ausnahmen,
setzt auf völkische und ideologische Homogenisierung und die Ablehnung einer diversen Gesellschaft,
reproduziert diverse Verschwörungserzählungen rund um die Pandemie und die WHO.
Das Recht auf Asyl soll durch ein Notgesetz ausgesetzt werden und nur 4 Prozent der Wahlberechtigten verpflichtende Abstimmungen
über die Regierung oder Gesetzesreformen auslösen können.
Zum Beispiel die Wiedereinführung der Todesstrafe.
Quati: In wiederkehrender Regelmäßigkeit findet ein Teil der österreichischen Wähler*innenschaft,
dass man der FPÖ doch endlich eine Chance geben solle.
Das Ende freiheitlicher Bundesregierungsbeteiligungen,
gepflastert mit fragwürdigen politischen Entscheidungen,
ist jedenfalls beständig von krachendem Chaos begleitend.
In der Regierung Kurz I war Herbert Kickl Innenminister.
Gegen ihn wird er aktuell wegen mutmaßlicher Falschaussage ermittelt.
Wir packen euch dazu einen Link in die Schownotes.
Quati: Und dann ist da noch Karl Nehammer.
Bis vor kurzem Obmann der konservativ-bürgerlichen österreichischen Volkspartei
und ebenfalls bis vor kurzem Bundeskanzler der Republik Österreich.
Bekannt wurde der Sebastian-Kurz-Nach-Nachfolger durch eine Burgerpolemik für Menschen mit niedrigem Einkommen.
Wider Erwarten hielt er sich immerhin drei Jahre auf dem Bundeskanzlersessel.
Von Jänner 2018 bis Jänner 2020 war er unter der Regierung Kurz Generalsekretär der ÖVP.
Unter der Regierung Kurz II war er Innenminister.
Nehammer trat am 4. Jänner als Bundeskanzler und ÖVP-Obmann zurück.
Als Obmann wurde er interimistisch beerbt von Generalsekretär Christian Stocker.
Quati: Auch wenn die ÖVP gern so tut, als hätte sie mit diversen Budgetlöchern und sonstigen Regierungsentscheidungen nichts zu tun,
so sitzt sie seit 1987 durchgehend in der Regierung, lediglich unterbrochen durch eine kurze Expert*innenregierung unter Brigitte Bierlein von Juni 2019 bis Jänner 2020.
Entgegen der Behauptung, mit Herbert Kickl nicht zu können, hat die ÖVP keinerlei Berührungsängste mit der Freiheitlichen Partei.
In den vergangenen 25 Jahren regierte die ÖVP insgesamt dreimal auf Bundesebene mit den Freiheitlichen,
begleitet von krachenden Skandalen, diversen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, Prozessen und zivilgesellschaftlichen Protesten.
Derzeit regiert die ÖVP in mehreren Bundesländern gemeinsam mit der FPÖ.
Sarah: Ich erinnere mich, die Donnerstagsthemos. Bei der Angelobung von Schlüssel 1 war ich auch auf dem Ballhausplatz.
Quati: Ja, ich auch.
Jetzt zu Andreas Babler.
Seit Juni 2023 ist er Obmann der Sozialdemokratischen Partei.
Am meisten bekämpft von so manchen in der eigenen Partei, schaffte er im parteiinternen Vorsitzwahlkampf mehrere tausend Neueintritte.
Nach der Nationalratswahl führte er die Sozialdemokratische Partei in Koalitionsverhandlungen mit ÖVP und NEOS.
Er gilt als progressiver Vertreter der österreichischen Sozialdemokratie,
setzte bei der Wahlprogrammerstellung auf Expert*innenräte und intern auf eine Verstärkung der Mitgliederbeteiligung.
Sarah: Historisch gilt die SPÖ neben der ÖVP als eine der nach 1945 staatstragenden und -gründenden Parteien.
Die Ära Kreisky gilt bis heute als legendär.
Gesellschafts- und sozialpolitisch wurde in horrendem Tempo politische Pflöcke eingeschlagen, die Österreich bis heute prägen.
"Bruno Kreisky würde heute..." gilt gewissermaßen als sozialdemokratischer Superlativ,
um innerhalb der sozialdemokratischen Partei den jeweiligen Positionen nachdrückliche Gewichtung zu verleihen.
Quati: Ich überlege gerade, wer fehlt denn jetzt noch?
Sarah: Oh, da fehlt uns noch Beate Meinl-Reisinger.
Bei politischen Kommentator*innen wird immer diskutiert, ob die liberalen NEOS mit der FDP vergleichbar sind.
In puncto mit dem Kopf durch die Wand wollen, mögen gewisse Parallelen bestehen,
sieht man sich die Performance in den aktuellen Koalitionsverhandlungen an,
aus denen sich die NEOS nach drei Monaten schließlich verabschiedeten.
Im Gegensatz zu anderen Parteien sind die NEOS jedenfalls erstaunlich stabil, was den Vorsitz betrifft.
Beate Meinl-Reisinger ist seit Juni 2018 deren Vorsitzende.
Quati: Was die Programmatik betrifft, so gibt es jedenfalls keine großen liberalen Überraschungen.
Unternehmer*innentum yay, Ablehnung von Vermögens- und Erbschaftssteuern, Markt regelt, jeder ist seines Glückes Schmied etc. pp.
Sarah: Meinst du, Margaret Thatcher würde die NEOS mögen?
Quati: Und jetzt last but not least Werner Kogler und die Grünen.
Eins muss man den Grünen lassen.
Sie haben ohne vorzeitige Nationalratswahlen die Legislaturperiode als Juniorpartner der ÖVP mit Werner Kogler als grünem Vizekanzler durchgezogen.
In einer Pandemie und in wirtschaftlich nicht gerade einfachen Zeiten.
Wirklich glücklich wirkten sie dabei selten.
Die eine oder andere mutige Entscheidung war aber allemal dabei.
Sarah: So stimmte die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler für das EU-Renaturierungsgesetz.
Der Koalitionspartner ÖVP und diverse ÖVP-Bünde schäumten erwartungsgemäß.
Sarah: Danke, Leonore.
Quati: Danke, Leonore.
Quati: In Österreich zu fragen, was ist denn nun schon wieder passiert, bringt selten bis nie positive, aber auf jeden Fall immer aufregende Nachrichten.
Die aktuelle Ausgangssituation kurz zusammengefasst in dem Wissen, dass es morgen schon wieder anders sein könnte.
Ein paar Zahlen.
Bei den Nationalratswahlen kam die FPÖ mit 28,8 Prozent auf Platz 1 und gewann mehr als 12 Prozent dazu.
Die österreichische Volkspartei verlor den ersten Platz und mit ihm gleich 11 Prozent und kam auf 26,3 Prozent.
Gefolgt von den Sozialdemokrat*innen, die mit 21,1 Prozent weder verloren noch dazu gewonnen hatte.
Dahinter landeten die Neos mit 9,1 Prozent mit leichtem Zugewinn und die Grünen mit 8,2 Prozent und schweren Verlusten.
So weit, so gut die Zahlenspiele.
Nun wollte anfänglich niemand mit den Freiheitlichen.
ÖVP, SPÖ und Neos gingen also in Sondierungsgespräche und schließlich in Koalitionsverhandlungen.
Verhandlungsgruppen wurden gebildet und zumindest nach außen schien man durchaus motiviert zu sein, sich zu einigen.
Sarah: Kaum dreht man sich um, um das Geschirr von der Silvesterfeier wieder im Küchenkastel zu verstauen, gehen die Koalitionsverhandlungen krachen.
Was ist passiert?
3. Jänner 2025:
Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger erklärt den Ausstieg ihrer Partei aus den Koalitionsverhandlungen.
Sie vermisst die Bereitschaft zu grundsätzlichen Reformen seitens ÖVP und SPÖ.
ÖVP und die Sozialdemokratische Partei wollten dennoch weiter verhandeln.
Eine Mehrheit im Nationalrat wäre theoretisch gegeben gewesen.
Mit genau einem Mandat.
Quati: Nur einen Tag später, am 4. Jänner, bricht die ÖVP die Verhandlungen mit der Sozialdemokratie ab.
Karl Nehammer kündigt den Rücktritt als Bundeskanzler und ÖVP-Obmann an.
Als geschäftsführender Obmann folgte dem ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker.
Nun ging es Schlag auf Schlag, war bis vor kurzem noch eine ganze Latte an führenden ÖVPler*innen dezidiert gegen eine Zusammenarbeit mit Herbert Kickl.
So wird nun das eintreten, was Politikbeobachter*innen schon geraume Zeit befürchteten.
Eine abermalige Regierungszusammenarbeit von ÖVP und Freiheitlicher Partei.
In welchem Setting, ob mit ÖVP oder freiheitlich geführtem Kanzleramt.
Who knows?
Quati: Wir haben uns für die Analyse einen Kenner der österreichischen Innenpolitik ins Studio geholt.
Werner Reisinger ist Journalist und Wien-Korrespondent für die Augsburger Allgemeine.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, heute so spontan in unser Studio zu kommen.
Das ist ganz großartig.
Sarah: Schön, dass du hier bist.
Werner: Gerne, Kathrin.
Hallo Sarah.
Sarah: Du, jetzt ist ja nicht das erste Mal schwarz-blau.
Wir hatten das das erste Mal im Jahr 2000.
Was hat sich denn da jetzt eigentlich geändert?
Warum ist das jetzt so was anderes?
Werner: Naja, ich würde mal sagen, die Rahmenbedingungen, unter denen das Ganze stattfindet, sind doch
vollkommen unterschiedlich im Vergleich zum ersten Mal.
Man muss auch dazu sagen, noch ist ja nichts wirklich in trockenen Tüchern.
Es schaut jetzt mal alles danach aus.
Aber wer weiß, was da die kommenden Tage und Wochen noch bringen.
Aber ich denke, es gibt zwei wesentliche Unterschiede zu den Nullerjahren, als es zum ersten Mal so eine Konstellation gab, die jetzt möglicherweise wieder kommt.
Das erste ist auf der Hand liegend.
Das sind die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse.
Wir haben es eben nicht mit einer zweitstärksten Partei zu tun, FPÖ, einer extrem rechten Partei, die halt nur zweitstärkste Kraft hat, sondern die eben die Wahlen gewonnen hat und die noch zusätzlich in den Umfragen immer weiter zulegt in den letzten Monaten.
Das ist einmal das Erste.
Wir haben also sozusagen nicht die Konservativen oder die Sozialdemokraten in dem Fall, die da anschaffen können, sondern wir haben die extreme Rechte, die das dominiert.
Und der zweite wesentliche Punkt, denke ich, sind die internationalen Rahmenbedingungen, dass es eben nicht mehr so ist, dass Österreich im Falle einer rechtsextremen Regierung damit rechnen muss,
dass es starken internationalen Widerstand, dass es starke internationale Kritik geben wird.
Das war in den Nullerjahren der Fall.
Wir erinnern uns, es gab damals die Sanktionen, die damals verhängt wurden gegen Österreich.
Und dieser starke Druck hat ja auch dann dazu geführt, dass der Jörg Haider, der damals die Freiheitlichen angeführt hat, eben nicht sozusagen Vizekanzler werden konnte und dann jemand anderen vorschicken musste.
Das war eine eigentlich sehr typisch österreichische Lösung.
Also man tritt halt zur Seite ein bisschen, zieht im Hintergrund die Fäden und versucht irgendwo so ein bisschen das Gesicht zu wahren.
War irgendwie, finde ich, sehr typisch für Österreich.
Und das hat natürlich sehr viel mit dem Druck zu tun, der damals aus dem europäischen Ausland eben kam.
Jetzt haben wir heute eine vollkommen andere Situation.
Es gibt viele rechtspopulistisch, rechtsextrem geführte Regierungen in Europa.
Es ist quasi einfach nichts Besonderes mehr.
Und damit kann auch der Herbert Kickl, der jetzt sozusagen vor dem Erreichen seines politischen Ziels steht,
braucht sich da nicht fürchten, dass es sozusagen da zu massiven internationalen Verwerfungen kommen könnte,
beispielsweise auf der EU-Ebene.
Es ist halt einfach nichts Besonderes mehr in dem Sinne.
Und das stärkt halt auch den Herbert Kickl, abgesehen davon, dass er in der Partei auch sehr fest im Sattel sitzt, muss man sagen,
h alt ziemlich.
Es führt halt dazu, dass er sich diese Dinge nicht mehr überlegen muss.
Und dass er aus einer ganz anderen Position jetzt, einerseits ist er der Stärkste,
internationalen Druck gibt es auch keinen mehr,
dass er aus einer ganz anderen Position jetzt die nächsten Tage beschreiten kann.
Quati: Also ist Blauschwarz unter einem Kanzler Kickl absehbar?
Man muss dazu sagen, an die Zuhörenden,
ich habe da gerade sämtliche Newsseiten offen, weil es wirklich irgendwie ständig sein könnte,
dass irgendwas Neues daherkommt.
Aber es ist sozusagen, es geht ja fast keinen Weg mehr oder es geht kein Weg mehr vorbei
an einem Kanzler Kickl unter Stützung der ÖVP, oder?
Wie siehst du das?
Werner: Ich gehe davon sehr aus.
Also wenn man heute den jetzigen neuen Mann an der ÖVP-Spitze gesehen und gehört hat,
den Christian Stocker, der jetzt nach Nehammer übernommen hat,
das war ja extrem, wie man sich da einzementiert hat,
also mit Kickl auf keinen Fall, das geht ganz sicher nicht.
Und er war ja auch nicht der Einzige, das war ja eine ganze Reihe an ÖVP-Ministerinnen,
Ministern und Spitzenpolitikern, die das ausgeschlossen haben.
Das war die Linie und die ist in einer derartigen Geschwindigkeit
und so fundamental über Bord geworfen worden,
dass ich mir das ehrlich gesagt nicht mehr vorstellen kann,
dass man da noch irgendwie zurückkommt.
Und man hat sich einfach vor den Journalistinnen und Journalisten aufgebaut und gesagt,
okay, das war halt ein dreckiger Wahlkampf.
Und im Übrigen haben sich ja alle da ganz furchtbare Dinge ausgerichtet.
Der Herr Kickl ist ja selber auch kein Kind von Traurigkeit und war ganz gemein
und hat furchtbare Sachen gesagt.
Aber auch der Andreas Babler, der war auch schlimm.
Aber jetzt ist das halt einmal so, es ist jetzt alles anders.
So quasi, was kümmert uns unser Geschwätz von gestern?
Und wenn man sich sozusagen diese, wie soll man das so ausdrücken,
diese Dreistigkeit irgendwie sozusagen wirklich ohne jeglichen,
wie soll man sagen, ohne jegliche Hemmung einfach das so über Bord zu werfen,
dass es einem einfach egal ist, was man da monatelang gesagt hat,
wenn man sich das vor Augen führt,
da würde ich jetzt schon einmal sehr davon ausgehen,
dass da schon ziemlich viel auf Schiene ist.
Und ja,
der Herbert Kickl selber dürfte ja noch abwartend sein.
Der sagt ja nach wie vor
in den etablierten Medien ja nichts,
sondern schreibt vielleicht heute mal
so einen Facebook-Post, wo er sagt,
ja, jetzt warten wir mal ab,
aber es bewegt sich eh alles schön in unserer Richtung,
mehr oder weniger jetzt zwischen den Zeilen gelesen.
Also ich gehe nicht davon aus,
dass da noch irgendwie anders kommen könnte.
Wie siehst du das, Sarah?
Sarah: Also ich wollte eigentlich nachfragen bei dir,
dieses Blau-schwarz, Kanzler Kickl.
Ich habe es ja direkt nach der Wahl schon befürchtet,
wo ich gesagt habe, es gibt keine Mehrheit jenseits von Schwarz-Blau.
Und wenn die eine Mehrheit haben, dann kommt es.
Jetzt haben sie drei Monate lang verhandelt.
War es vorher schon abgemacht?
War das Show oder war das echt?
Ich weiß nicht.
Ich weiß überhaupt nimmermehr.
Werner: Das ist eine sehr gute Frage.
Allerdings ist es in Wirklichkeit,
wie soll ich sagen,
es sind einfach theoretische Überlegungen,
was war da ausgemacht oder nicht.
Ich glaube, es ist so,
es gibt einfach wirklich in der ÖVP
zwei Gruppen,
so banal,
das immer wieder erzählt worden ist.
Und ich glaube, es ist einfach so.
Es gibt einfach zwei Gruppen.
Es gibt die einen,
die sich tatsächlich wirklich
vor dem Herbert Kickl als Person
nämlich gefürchtet haben.
Man darf das nicht missverstehen
als irgendwie so einem Antifaschismus.
Ich glaube, das sind zwei Motive.
Das eine ist,
dass man halt doch auch ein bisschen Angst hat
um das internationale Standing,
aber dann eher nicht,
was die Kritik angeht,
wie ich vorher gesagt habe,
sondern eher sozusagen auch wieder,
was Wirtschaftsstandort und so weiter angeht.
Aber ich glaube,
wichtiger noch ist einfach sozusagen
die Angst vor Kickl,
weil der einfach nicht berechenbar ist für sie.
Wenn man den jetzt vergleicht
mit anderen Kräften in der FPÖ,
die halt hauptsächlich auch wieder
wirtschaftsorientiert agieren wollen
und die vielleicht viel berechenbarer,
auch viel konzilianter sind gegenüber der ÖVP,
dann ist es, glaube ich,
auf jeden Fall so,
dass man einfach vor ihm Angst hat.
Und man weiß auch um das Trauma,
das er erlebt hat mit der ÖVP.
Man darf das nicht vergessen.
Der hat in den Nullerjahren
ein extremes erstes Trauma gehabt irgendwie
mit seinem eigenen Parteichef,
muss man auch sagen,
der dann irgendwie die Partei verlassen hat,
um dann irgendwie eine neue Partei zu gründen,
eine rechtspopulistische, kurzlebige,
mit der er dann koaliert hat mit der ÖVP.
Das hat er als Verrat empfunden
vom Haider,
aber auch von der ÖVP.
Und jetzt sozusagen
vor kurzem erst nach Ibiza
dieses, wie soll man sagen,
Trauma mit Sebastian Kurz.
Das heißt, Herbert Kickl ist, glaube ich,
eine Person,
wo die ÖVP davon ausgeht,
dass das kein typischer Politiker
im üblichen Sinne ist,
dass es ein sehr
ideologisierter, auch verbohrter
Charakter ist,
der aufgrund seiner Erfahrungen
einfach sagt,
okay, ich bin so oft betrogen worden,
ich bin so oft quasi
hinter das Licht geführt worden,
jetzt mache ich das selber
und jetzt verspiele ich das auch nicht.
Und man darf nicht vergessen,
Herbert Kickl ist, glaube ich,
auch einer, der
sehr viel Erfahrung hat,
der sein politisches
vis-à-vis sehr gut einschätzen kann.
Und durch diese lange Erfahrung,
die er mit diesem
Politikbetrieb hat
und seinen
Enttäuschungserfahrungen,
hat er jetzt einfach
wirklich
das fixe Vorhaben,
das dieses Mal alleine
zu Wege zu bringen.
Und ich denke,
davor fürchten sich,
oder haben sich
viele in der ÖVP gefürchtet,
abgesehen von anderen
pragmatischen Überlegungen,
die vielleicht irgendwas
auch mit Optik zu tun haben.
Das ist das eine.
Aber da gibt es eben sozusagen
die anderen,
und das sind sicher auch
weiter rechtsstehende
ÖVP-Politiker,
die selber mit den
ideologischen,
wie soll man sagen,
gesellschaftspolitischen
Vorstellungen,
die die extreme Rechte haben,
halt auch kokettieren
oder die auch diese teilen.
Und dazu kommt noch
was ganz was Simples
auf der realpolitischen Ebene,
wenn man sich die Verhandlungen
für die Dreierkoalition ansieht,
die geplatzt sind
durch die Liberalen,
durch den Ausstieg der Liberalen.
Da ist es auch ganz einfach
für eine
machtpolitische Partei
wie die ÖVP,
denen es darum geht,
vor allem
all das zu sichern,
was sie sich in Jahrzehnten
im Staatsapparat,
in den Ministerien,
in der staatsnahen Industrie
aufgebaut haben,
das aufs Spiel zu setzen
oder eben
sozusagen bewahren zu wollen.
Da ist es ja ganz logisch,
wenn ich da mit zwei Parteien
koalieren,
mit einer Wirtschaftsliberalen
und den Sozialdemokraten,
da kriege ich ja viel weniger
ab hier.
Und das dann
sozusagen teile,
ist es gar nicht so verwunderlich,
finde ich,
dass es eben die
wirtschaftsliberalen
oder von mir aus
marktradikalen Teile
eben der Wirtschaftsbund
und die Industriellen
Vereinigung waren,
die dann gesagt haben,
da sind wir lieber
Vizekanzler
oder sind wir lieber
Juniorpartner
mit der extremen Rechten,
bleibt uns immer noch
mehr
anteilig über,
als dass wir uns
sozusagen das
durch drei teilen müssen.
Ja,
und dann kommt
schon noch auch
eine Sozialdemokratie
dazu
und ein Parteichef
in der Sozialdemokratie,
der natürlich
ja auch
unter Zugzwang steht,
weil er einen
doch dezidiert
linken Kurs gefahren ist
und gesagt hat,
es muss Umverteilung gehen
und es müssen halt
einfach auch
die wirklich Wohlhabenden
und auch die
Unternehmen halt
einen Beitrag leisten.
Das ist natürlich auch,
finde ich,
ein Faktor.
Man braucht auch nur lesen,
wie die ÖVP-nahe Presse
in Österreich
mit dem Thema umgeht.
Ich habe heute
einen Leitartikel
eines Kollegen
in der Presse,
in der Tageszeitung
die Presse gelesen,
der sagt,
also mit Andreas Babler
ist die Sozialdemokratie
zum Untergang verurteilt
und der muss weg
und der ist ja eigentlich
schuld daran,
dass das nichts geworden ist.
Ich glaube,
es geht gar nicht
darum,
dass der so links ist
und dass der so ein
rotes Tuch sei.
Es geht einfach darum,
man hätte sich gerne
gewünscht,
eine doch eher
ein bisschen
weichgespülte
Sozialdemokratie,
die halt
sozusagen
nur mehr ganz
die Minimalforderungen
angebracht hätte.
Das wäre doch
viel bequemer gewesen
und dann hätte das ja
vielleicht auch
super funktioniert
mit denen.
Aber weil es das
eben nicht gibt,
jetzt sind wir
quasi gezwungen,
dass wir mit der
extremen Rechten
koalieren.
Sarah: Ja,
wir sind in Österreich,
das sind immer die
Sozis schuld,
oder?
Werner: Seit kürzerer Zeit
scheint das so zu sein.
Quati: Ich finde es ja,
also das ist irgendwie,
es gibt,
ich habe es so
gescherzt,
die letzten Tage
immer wieder
oder die letzten
zwei Tage
immer wieder
mit befreundeten
Personen,
so irgendwer
dreht an Schaß:
SPÖ minus 5 Prozent.
Also den Eindruck
kriegt man schon
ein bisschen so,
dass der SPÖ
jetzt in die Schuhe
zu schieben,
aber ja,
geschenkt.
Was bei mir
noch ein Punkt ist,
was mir vorher
eingefallen ist,
während du gesprochen hast,
Werner.
Was ja auch
ein sozusagen
Vorteil jetzt
für einen
bestimmten Flügel
innerhalb der ÖVP ist,
in Anbetracht der Tatsache,
dass es ja jetzt
schon mehrere
Zusammenarbeiten
von ÖVP und FPÖ
in den Bundesländern gibt,
also sei es jetzt
Koalition
beziehungsweise
Arbeitsübereinkommen,
ist halt natürlich
der Vorteil
unter Anführungszeichen
auch,
dass die Bundesländer
da jetzt nicht mehr,
also innerhalb der ÖVP
zumindest jetzt nicht mehr
groß quertreiben werden.
Soweit ich jetzt gelesen habe,
gibt es ja durchaus
wohlmeinende
zustimmende Worte
aus Oberösterreich
schon,
auch aus Salzburg,
aus Niederösterreich
sowieso.
Also so quasi
diese Bestärkung
mit der FPÖ
ist ja trotzdem,
also wir arbeiten ja
in den Bundesländern
gut zusammen
und warum
soll man das
jetzt nicht
auch im Bund
noch einmal
probieren.
Werner: Du willst
sozusagen
auf die
Frage
Quati: innere Dynamik
innerhalb der ÖVP.
Also Stichwort auch
Wolfgang
Hattmannsdorfer,
der ja
einen ziemlichen Aufstieg
innerhalb der ÖVP
Oberösterreich hingelegt hat,
der war ja
Landesgeschäftsführer
zuerst und war
nach der Landtagswahl
2021
in Oberösterreich
Soziallandesrat
und jetzt ist er ja
in den Bund
gewechselt,
also
Wirtschaftskammer
Österreich Chef
und gilt ja auch
als jemand,
der durchaus
kein Problem hat,
mit der FPÖ
zusammenzuarbeiten.
Also da finde ich,
da hat man schon
ein bisschen gesehen,
so die letzten
zwei Tage irgendwie,
wie auch da
die Inner-ÖVP-
Dynamiken sind.
Aber vielleicht
magst du
das noch präzisieren,
Werner
und da noch was
dazu zu sagen.
Werner: Ich glaube,
dass das
dann verständlich wird,
warum es da
keinen Widerstand
mehr gibt
oder keine
großartigen Debatten
mehr gibt,
wenn man sich überlegt,
wie die ÖVP
insgesamt funktioniert,
dass sie eben
sehr stark getragen wird,
dass sie ihre
Machtbasis
in den Ländern hat
und dass die
Landesorganisationen
zusammen mit den
Bünden auch,
natürlich mit den
verschiedenen
Teilorganisationen
der ÖVP,
dass die
das Gesamtganze,
also die
Bundespartei
dann auch
dominieren
und da ist es
jetzt einfach so,
dass man
den
bisher eigentlich
immer über
Jahrzehnte
felsenfest
von der ÖVP
geführten
Bundesländern
halt einfach
sieht,
wie schnell
das in Zeiten
wie diesen
gehen kann,
dass man auch
auf der
Landesebene,
das Machtmomentum
möglicherweise an
die extreme
Rechte verliert
und das ist,
glaube ich,
der Hauptgrund,
das ist gar nicht
so sehr,
dass man
irgendwie sozusagen
so ein
nahes
Verhältnis
hätte,
das ist nämlich
jeweils immer
ganz anders,
es sind ja auch
immer dann doch
etwas anders
getaktete
Landesparteien
und andere
Persönlichkeiten
in den Bundesländern
der FPÖ,
aber man hat einfach
gesehen,
das kann sehr
schnell gehen,
jetzt die
Steiermark-Wahl,
die vor kurzem
geschlagen wurde,
wo man gesehen hat,
okay,
die gewinnen das
haushoch,
das macht einfach
Angst,
das ist,
glaube ich,
wäre meine
einfache Erklärung,
das macht einfach
Angst und das
führt vor Augen,
wie schnell
das gehen kann,
dass man
irgendwie sozusagen
von einer
eigentlich ewig
sicher geglaubten
Machtbasis halt
verdrängt werden kann.
Mir fällt da immer
diese Analogie
vom Boxsport ein,
da gibt es
dieses Klammern.
Das machen,
wenn zwei Leute
aufeinander losgehen
und das tun
diese beiden Parteien
eigentlich sozusagen
sich um
das
rechtsradikale,
rechtsextreme,
reaktionäre
Wählerpotenzial
in Österreich
streiten,
das machen die,
die gehen aufeinander
los und dann,
wenn man dann
merkt sozusagen,
der eine
Boxer oder
die eine Boxerin
schafft es,
die andere
wirklich sozusagen
stark ins Eck
zu drängen
und stark
zu bedrängen,
dann gibt es
dieses Klammern,
dann umarmt man
den anderen
zu Tode
und das passiert,
glaube ich.
Das ist das,
was in den Köpfen
und Vorstellungen
vieler in der ÖVP
zentraler
Persönlichkeiten,
eben der
Landeshauptleute
passiert,
die denken sich,
wir werden nur
weiter
vor uns her
getrieben,
werden,
wir werden nur
weiter verlieren,
wir zahlen dann
die Zeche,
wenn man irgendwie
mit
den Sozialdemokraten
und den
Liberalen
regieren,
das ist eine
irrsinnige
Angriffsfläche
für uns
in den Ländern.
Ich halte
nicht so viel
von den Thesen,
wie zum Beispiel
der Peter
Filzmaier gesagt hat,
naja,
die haben dann
eh so lange
keine Wahl,
das glaube ich
eher nicht,
also man weiß
schon,
das kann
schnell gehen
und solange
wir diese
Basis noch haben,
wollen wir die
verteidigen und
da ist es besser,
dann mit der FPÖ
zu koalieren
im Bund,
anstatt
diese Angriffsfläche
zu bieten,
wenn man sozusagen
mit anderen
Parteien
koaliert,
da ist man das
perfekte
Feindbild
für den Kickl,
der dann in der
Opposition
noch weitere
Umfrageerfolge
erzielen kann,
noch mehr
zulegen kann
in den Umfragen
und da hat man
einfach Angst,
dass man dann
da die Zeche
dafür zahlt,
das glaube ich
und das ist
einfach eine
ganz banale
machtpolitische
Überlegung,
die da in den
Bundesländern
bei den
Konservativen
stattgefunden hat.
Das ist einfach
der bessere
Weg,
der ÖVP
geht es nicht
so sehr
um den Bund,
wie viele
glauben,
es geht ihnen um
die Institutionen,
ja,
es geht ihnen um
Positionen
in Ministerien,
wenn man sich
überlegt,
wie lange
die ÖVP
durchgehend
in der
Bundesregierung
ist,
dass dann
Strukturen
aufgebaut
wird,
ja,
das ist
ein Thema,
aber ich glaube,
die Machtbasis
liegt in den
Bundesländern
und da hat man
Angst vor
dieser Situation,
Angst,
dass man dann
die Zeche
dafür zahlt,
wenn man eben
nicht mit
denen
koaliert.
Sarah: Jetzt haben wir uns
ein bisschen
angeschaut,
was vorher war
und wie die
ÖVP
Innensicht ist,
warum das
jetzt so
ausschaut,
wie es ausschaut,
ja,
was kommt
jetzt auf uns
zu?
Wenn wir jetzt
rechnen damit,
das wird
ein
Kickel-Kanzler
mit einem
Juniorpartner
in
Türkis,
was kommt
auf uns
zu?
Wer
muss sich
tatsächlich
fürchten?
Werner: Das ist eine
gute Frage,
ich kann
natürlich auch
nicht in
die Zukunft
sehen.
Sarah: Möchtest du
eine
Kristallkugel
ausborgen?
Werner: Ich
würde jetzt
mal
abwarten,
ob sich
das
wirklich
tatsächlich
so entwickelt,
wie eh
wir
vermuten
und wie
wirklich
alle
Zeichen
andeuten,
dass es
tatsächlich
jetzt
dazu
kommt,
dass
die
FPÖ
sich
sozusagen
als
großer
Teil
zu einer
Koalition
dann
in die
Regierung
hievt und
Herbert Kickl
Kanzler wird.
Wenn er
das schafft
und wenn er
dann auch
schafft,
sich auch
zu halten,
dann
wird das,
glaube ich,
nichts
Gutes
für Österreich
insgesamt
bringen.
Wir
werden
zu einem
Kritikpunkt
auf der
europäischen
Ebene
natürlich
werden,
Österreich
wird
sich
einreihen
in
eine
Allianz
von - ich würde schon sagen -
EU-feindlichen
und
pro-russischen
Staaten,
die ja vor allem
östlich und südlich
von uns
immer zahlreicher
werden.
Für wen
wird es in
Österreich
interessant
oder gefährlich
eher?
Ich glaube,
fürchten
müssen sich
alle Leute,
die im
Kulturbereich
arbeiten.
Ich
befürchte,
es wird
nicht gut
für Leute,
die auf
Universitäten
arbeiten.
Es ist
nicht gut
für den
Wissenschaftsstandort
Österreich.
Es ist
nicht gut
für die
Kunst- und
Kulturszene.
Es ist
auch
natürlich
nicht gut
für die
ganz
wenigen
und
nicht
relevanten
Qualitätsmedien
in Österreich
oder für den
kritischen
Journalismus.
Und
systemisch
wird es,
glaube ich,
schlimm
werden
für das
Bildungssystem
und
für das
Gesundheitssystem,
wobei ich mir
da noch nicht
sicher bin,
wie sich
die FPÖ
da positionieren
wird,
weil sie
weiß ja auch,
dass sie
gewisse
Dinge
wird liefern
müssen,
damit
sozusagen,
sage ich
jetzt mal,
die
schwierigen
Challenges,
die sie
vor sich
haben,
Staatshaushalt,
Defizit,
dann ein
bisschen
abgefedert
werden,
damit man
sagen kann,
okay,
jetzt
haben wir
halt
ein
Sparpaket
auch,
da sind wir
eh nicht
schuld,
aber dafür
geben wir
euch
ein
Gender-Aus
und
dafür
gibt es
sozusagen
ein
Kopftuchverbot
überall
oder
was auch
immer
und
dafür
dürfen
auch
keine
Kulturschaffenden
mehr
irgendwelche
subversiven
Theaterstücke
aufführen,
das haben wir
alles
abgedreht
und
ja,
also ich denke,
das sind im
Wesentlichen die
Berufsgruppen,
für die es
ungemütlich
wird
und für
Österreich,
für die
wirtschaftliche
Situation
hier,
für die
Frage,
was das
für unser
Ansehen im
internationalen
Ausland,
für Investitionen
angeht,
für die
Lebensqualität
hier,
da kommt
halt
darauf an,
wie lange
sich so eine
rechtsextrem
geführte
Regierung
dann halten
wird und
wie viel
Schaden
sie da
anrichten kann.
Sarah: Wenn du das
Bildungssystem
erwähnt hast,
ich bin,
ich arbeite als
Lehrerin in
einer Schule
im
Inklusionsbereich
und ganz
ehrlich,
ich fürchte
mich für
meine
Schüler*innen
sehr.
Das ist eine
Mittelschule
in Wien,
das heißt,
wir haben ein
sehr
durchmischtes
Publikum
und es ist
eben eine
Inklusionsklasse,
ich habe zwei
schwerbehinderte
Kinder in der
Klasse,
ich fürchte
davor,
dass das
nicht so
bleiben wird,
da fürchte
ich einfach,
dass das
für meine
Kids
furchtbar
wird.
Werner: Ja,
das
befürchte
ich auch,
also gerade
solche
Diskussionen,
die in
Österreich
auf den
Stammtischen
geführt
wird,
eben das
Schulsystem
ist ja deshalb
so schlecht,
weil die
österreichischen
Kinder ja
so leiden
unter den
ganzen
Ausländerkindern,
die das
Niveau in
den Klassen
so senken,
das ist ja
das Furchtbare
eigentlich,
die müssen wir
jetzt alle
trennen.
Das sind halt
schon so
aufgelegte,
ja fast schon
Elfmeter
irgendwie für
die
Rechtsextremen,
weil man dann
sagen kann.
das haben wir
abgedreht,
dass man dann
nicht auf das
hört,
was die
Bildungswissenschaft
sagt,
dass das halt
im Endeffekt
niemandem gut tut
und das ist ja auch
diese Gegensätze
und Spannungen
zwischen den
verschiedenen
Gruppen
in der
Gesellschaft
ja noch
weiter
verstärken
wird,
weil man ja
eben nicht
genau
einen Ausgleich
schafft
oder irgendwie
die Chancen
schafft,
dass sich halt
die ökonomisch
Schwächeren
irgendwie zumindest
aus eigenen
Kräften
da heraus
lernen
oder heraus
studieren
und heraus
leisten
können,
das ist
jemandem wie
dem Herbert Kickl
glaube ich
reichlich egal,
wenn er damit
kurze
scheinbare
Erfolge
erzielen kann.
Aber das ist
sozusagen
für
eine
Migrationsgesellschaft,
die Österreich
nun mal ist,
ob man das jetzt
will oder nicht
ist egal,
das ist so,
ist das natürlich
fatal
oder wäre das
fatal
und für
Pädagoginnen
und Pädagogen,
die sich hier
engagieren
und die sehr wohl
wissen,
wie schwierig
die Situation
ist und sicher
auch nichts
beschönigen,
glaube ich,
für die
ist das,
wie soll man
sagen,
ein
wirklicher
Pflock
zwischen die Beine
oder wäre das,
wenn es so
kommen würde.
Quati: Ich stelle mir
jetzt die ganze Zeit
die Frage,
ich meine,
wir wissen,
es gab schon
mehrfach
Schwarz-Blau,
also ÖVP
und
freiheitliche
Bundesregierungen,
die sind
jedes Mal
krachen
gegangen
und
jedes Mal
irgendwie
mit Anlauf
und
sehr viel
Chaos.
Ich wundere mich
über die
kognitive
Dissonanz
der ÖVP
dann schon
immer wieder.
Geht es da
wirklich um den
kurzfristigen
Erhalt
noch,
dass man
sagt,
okay,
besser
jetzt
zwei,
drei
Jahre
noch
irgendwie
die
Pfründe
sichern
und dann
gehen wir
halt
wieder
krachen
oder
glauben sie
wirklich,
dass es
diesmal
funktioniert?
Weil ich
denke mir
halt schon...
also ich kann mir
das trotz
allem nicht
erklären,
so sehr ich
die ganzen
Punkte der
ÖVP
sehe und
die Überlegungen
dazu und
seien sie
jetzt ideologisch
motiviert oder
rein
macht
sicherungspolitisch,
aber ich denke mir
halt schon...
Kickel ist ja -
es gibt ja immer noch
Ermittlungen wegen
mutmaßlicher
Falschaussage gegen ihn
und noch einige andere
Dinge mehr,
also die besten
Voraussetzungen,
Stichwort auch
FPÖ,
also Freiheitliche
Partei,
Steiermark,
was da gerade so
los ist,
also grundsätzlich
besonders stabil ist
ja die Freiheitliche
Partei gerade auch
nicht und
ich frage mich
halt dann so:
besser jetzt
zwei Jahre
irgendwie dahin
wursteln und
dann kracht es
wieder oder...
ich verstehe es
einfach nicht.
Aber vielleicht
kannst du mich
erleuchten, Werner.
Ich kann das
alles nicht
nachvollziehen,
jetzt aus
ÖVP-Sicht.
man sagt:
okay,
man geht das
Risiko ein.
Werner: Also wie gesagt,
ich glaube,
dass es
tatsächlich
einfach darum
geht,
dass das
System
ÖVP
darin
besteht,
dass
es wirklich
viele,
viele,
viele Menschen
gibt,
die in
der
staatsnahen
Industrie,
in staatsnahen
Betrieben,
öffentlichen Dienst,
in Ministerien
und so weiter
und so fort
beschäftigt sind
und das
aufzugeben
und
irgendwie
quasi
sich mit
anderen
zu teilen
oder gar
in eine
Opposition
zu gehen,
die aber rein
rechnerisch
jetzt eh
nicht
zur Diskussion
steht,
weil
dann gäbe es
dann wirklich
keine Möglichkeit
mehr,
Österreich zu
regieren,
dann wäre es
wirklich
unregierbar,
dass das
wirklich
die Hauptmotivation
glaube ich
darstellt.
Das
vermute ich
schon,
ich glaube aber auch
oder vermute auch,
dass es sehr wohl
auch Hintergedanken
gibt,
also ich glaube
nicht,
dass nicht
Überlegungen,
die über die
nächsten paar
Monate oder von
mir aus 12,
24 Monate
hinausgehen,
nicht stattfinden
in der ÖVP.
Man denkt sich
schon,
kommt irgendwann
die Möglichkeit,
dass wir quasi
diese blaue
Welle
wieder brechen,
finden wir
jemanden,
der
als Spitzenkandidat
tatsächlich
dann
der FPÖ
wieder
das Wasser
abgraben kann
und ich
bin überhaupt
kein Fan
von
"kommt Kurz
zurück"-Spekulationen.
Ich halte das alles
für Blödsinn
und auch für
sehr unjournalistisch,
aber ausschließen
würde ich es halt
auch nicht,
weil
es schon möglich
ist,
dass man
denkt,
okay,
in zwei Jahren
schaut das
vielleicht anders
aus,
da ist
die eine oder
andere Sache
vielleicht
eingestellt
irgendwie
juristisch,
dann könnten wir
irgendwie doch
wieder eher
durchstarten,
also ich glaube
schon auch,
dass das
vielleicht ein
bisschen
mitspielt,
dass man sagt,
okay,
man spielt jetzt
ein bisschen
auf Zeit
und sagt,
bleibt uns
jetzt nicht
sehr viel
anders über,
steigen wir
immer noch
am besten aus,
aber damit
gewinnen wir
halt auch
Zeit.
Und in zwei
Jahren
schaut das
wieder anders
aus und
dann machen
wir das
schon.
Es ist
halt einfach
traurig
zu sehen,
das klingt
jetzt ein bisschen
wie der
Andreas
Babler,
aber ich finde,
da hat er
schon einen
Punkt
irgendwie.
Also wenn
Politik
jegliche
staatspolitische
und auch
gesellschaftspolitische
Verantwortung
aufgibt
und wenn es
nur mehr
darum geht,
wie komme
ich irgendwie
weiter und
in zwei
Jahren komme
ich vielleicht
wieder noch
ein bisschen
besser weiter,
dann ist das
ja eigentlich
wirklich
komplett
Selbstzweck
im wahrsten
Sinne des
Wortes.
Da geht es
nur um
einen
selbst
dann
und dann
ist
sozusagen
das Ziel
oder der
Grund,
warum man
Politik
macht,
nämlich um
Gesellschaft
zu gestalten
und zu
verändern,
ja
eigentlich
wirklich
absolut
zweitrangig.
Da ist ja
dann das,
was man
fordert
und was
man
tut.
eigentlich
komplett
im Hintergrund.
Da geht es
eigentlich um
einen
selber
dann
und
das
kann
ja
in
Wirklichkeit
nicht
Sinn der
Übung
sein.
Quati: Es
bleibt
auf jeden Fall
spannend
die nächsten
Tage.
Was
erwartet
uns die
nächsten
Tage
beziehungsweise:
Werner,
was steht
jetzt noch
an,
gesehen
vom Standpunkt
des Abend
des 5.
Jänner
aus?
Was
gibt es
die nächsten
Tage?
Unwägbarkeiten?
Wie geht es
weiter?
Werner: Am Montagvormittag
trifft
Herbert Kickl
den
Bundespräsidenten
Alexander von der
Bellen in der
Hofburg.
Das ist sicher
ein interessantes
Gespräch.
Die beiden
können sich,
wie man weiß,
überhaupt nicht
leiden.
Der eine
hat gesagt,
er würde
den anderen
ziemlich sicher
nicht zum
Kanzler
angeloben.
Ist jetzt
vor vollendete
Tatsachen
gestellt worden,
weil die
ÖVP
einfach
Fakten
geschaffen hat
und
Van der
Bellen
eingesehen
hat,
dass er
Gefahr läuft,
sein Gesicht
komplett zu
verlieren,
weil die
ÖVP
innerhalb
kürzester
Zeit
ihre Linie
fallen
gelassen
hat und
gesagt hat,
okay,
dann reden
wir eben
mit Kickl
und machen
ihn ziemlich
wahrscheinlich
auch zum
Kanzler,
um da nicht
komplett das
Gesicht
zu verlieren
und das
alles
irgendwie
zumindest
halbwegs
geordnete
Bahnen
zu lenken,
Hat er
ihn
eingeladen.
Er wird
den
Regierungsbildungsauftrag
bekommen,
die ÖVP
hat gesagt,
ja,
wir werden
mit ihm
verhandeln.
Die
eine Frage,
die noch
eher offen
ist,
wird es
wirklich
beim
Herrn Stocker
bleiben
oder
wechselt
die ÖVP
dann
noch einmal wen
ab.
Ich
rechne
ehrlich
gesagt
nicht
mehr
mit
großartigen
revolutionären
Umstürzen.
Ich denke mir,
dass im Laufe der
kommenden Woche
die ersten
Gespräche
passieren werden.
Ich glaube,
auf was man noch
achten muss,
ist,
was und
wann
Herbert Kickl
dann einmal
sich wirklich
öffentlich
äußert.
Und
der ist
durchaus in so
einer guten
Position,
dass er schon
auch sagen kann,
also Stocker,
der hat mich so
stark kritisiert,
mit dem will
oder kann ich
eigentlich gar nicht
bitte jemanden
anderen,
nicht vergessen.
Ansonsten
werden irgendwie
Neuwahlen
erzwungen
und
die würde er
Hhushoch
gewinnen,
der Kickl
noch stärker
gewinnen,
als er die
im
September
gewonnen hat.
Und das
finde ich
auch etwas
sehr
Neues,
dass
Herbert
Kickl
zum ersten
Mal
als
überhaupt
irgendwer
als ein
Spitzenkandidat
und Parteichef
in einer
Position ist,
dass er
das Ganze
so verunmöglichen
kann,
dass es
nur
Neuwahlen
geben muss,
und sich
vor denen
aber nicht
fürchten
braucht,
weil er
fix damit
rechnen kann,
dass er
sogar noch
gewinnt.
Also
darauf ist noch
zu achten,
ein bisschen.
Wie wird er
sich positionieren
da und
akzeptiert
er
das,
was die
ÖVP
ihm halt
jetzt zuerst
mal
auf der
persönlichen
Ebene
hinsetzt.
Quati: Ja,
danke dir
Werner
für diese
sehr
dichte
und
umfassende
Einschätzung
dessen,
was
gewesen ist,
was derzeit
ist und
was vielleicht
noch kommen
möge.
Wir
sagen
an dieser
Stelle
Danke
an alle,
die uns
motiviert
haben zu
dieser
Sonderfolge.
Ziemlich
cool.
War auch
für uns
ein
Erstversuch.
Wir
haben
euch
diverse
Artikel,
auch
natürlich
die
von
Werner
Reisinger
in die
Shownotes
gepackt.
Diverse
Details
zu
Freiheitliche
Partei
Steiermark
und
Sonstiges
findet ihr
ebenso
in den
Shownotes,
wenn ihr
das im
Detail
nachlesen
möchtet.
Wir
freuen
uns,
wenn
möglichst
viele
sich
die
Folge
anhören
und
sagen
an
dieser
Stelle,
wir
leben
in
spannenden
Zeiten,
warten
wir,
was
auf uns
zukommt,
wünschen
euch noch
einen
spannenden
Abend,
Nacht,
Vormittag,
Mahlzeit
oder
guten
Abend.
Und
schreibt
uns
eure
Bewertungen,
eure
Kommentare,
wo auch
immer ihr
den Podcast
hört.
Und
ja,
uns bleibt
nur so viel
zu sagen:
Österreich,
What the
fuck?
Wir hätten
uns nicht
gedacht,
dass
unser
Podcast-Titel
so
programmatisch
für das
Jahr 2025
werden
könnte.
Sarah: Gleich von
Anfang an.
Quati: Gleich von
Anfang an.
Sarah: Tschüss,
bis zum nächsten Mal.
Werner: Danke fürs
dabei sein,
Kathin,
danke Sarah,
euch auch alles
Gute.